Es war nicht alles schlecht.

Was bleibt vom Sozialstaat Libyen?

Auch in einer Diktatur scheint die Sonne, sagt man. Viele Menschen, die einen großen Teil ihres Lebens in der DDR verbrachten oder verbringen mußten, wissen was das bedeutet. Der Mensch ist sehr unpassungsfähig und will und wird sich immer weiter entwickeln. So kann selbst unter den widrigsten Umständen für den Einzelnen etwas Gutes entstehen. Und sei es „nur“ das private Glück.

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Auch im gesellschaftlichen Kontext kann es zu Entwicklungen kommen, die durchaus erhaltenswert sind. So reift in den alten Bundesländern mittlerweile immer mehr die Erkenntnis, daß Dinge wie Kinderkrippe, Hort, Ganztagsschule, Zentral-Abi oder Polikliniken durchaus Vorteile haben können. Es hat zwar 20 Jahre gedauert, bis sich das auch in die hintersten Ecken der alten Bundesrepublik herumgesprochen hat, aber Gutes setzt sich am Ende immer durch.

Auch in Libyen gab es einige Dinge, die so wohl erst mal nicht mehr zu haben sein werden. Gaddafi hatte es offenbar sehr gut verstanden, die Menschen mit sozialen Vergünstigungen, von denen man selbst im vermeintlich reichen Westen nur träumen kann, gefügig zu machen. So gab es u.a. folgende Dinge:

  • Elektrizität für jedermann kostenlos
  • Zinslose Kredite von den staatlichen Banken
  • Recht auf Wohnraum
  • Familiengründungszuschuß von umgerechnet 50.000 US$ für Jungvermählte
  • 5.000 US$ für die Geburt eines Kindes
  • kostenlose Bildung und Gesundheitsversorgung
  • kostenloses Land und Starthilfe für Farmer
  • finanzielle Unterstützung für Menschen, die keine dem Bildungsstand angemessene Arbeit finden
  • Gewinnbeiteilung am Ölverkauf des Staates
  • günstige Lebensmittel und Benzin

Ob wirklich jeder Libyer an diesen „sozialen Errungenschaften“ teilhaben durften, oder nur diejenigen, die sich regimetreu verhalten haben, bleibt noch zu untersuchen. Nach dem Ende des Gaddafi-Regimes stehen diese soziale Absicherungen und Vergünstigungen jedoch garantiert nicht ganz oben auf der Agenda der Nato-Staaten. Da ist das Interesse an den riesigen Erdölvorkommen doch größer.
Werden diese Dinge aber nicht in die neue Zeit hinübergerettet, wird es wohl so kommen, daß in einigen Jahren ein großer Teil der Menschen in Libyen der Ära Gaddafi nachtrauert. Ostalgie in der Wüste, sozusagen. Dann wiederholt sich Geschichte.

Quellen: disinformation, Jürgen Elsässer

 

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