Telekom Spitzelaffäre weitet sich aus
Die Staatsanwaltschaft Bonn hat jetzt ein Ermittlungsverfahren eröffnet. Gestern wurde die Bonner Firmen-Zentrale durchsucht.
Auch bei T-Mobile und einem Berliner Dienstleistungsunternehmen (das hat offenbar die Telefonverbindungen der Aufsichtsratsmitglieder ausgewertet) standen die Ermittler auf der Matte. Gegen acht Personen, unter ihnen die ehemaligen Vorsitzenden von Vorstand und Aufsichtsrat Kai-Uwe Ricke und Klaus Zumwinkel, wird ermittelt.
Neben dem Vorwurf, daß die Telekom Telefonverbindungen von Mitgliedern ihres eigenen Vorstands überwacht haben soll, geht es jetzt auch die Erstellung von Bewegungsprotokollen. Dabei sollen mit einer speziellen Software Bewegungsprofile von bestimmten Personen erstellt worden sein. Dazu wurden die Handydaten der Personen abgeglichen, so daß man immer wußte, wo sich das Handy und damit sein Besitzer gerade aufhalten.
Auch Bankdaten von Journalisten und Aufsichtsräten sollen ausgespäht worden sein.
Das Ende der Privatsphäre: Der Weg in die Überwachungsgesellschaft*
Jetzt bestellte Bundesinnenminister Schäuble die Vorstandsvorsitzenden aller deutschen Telekommunikationsgesellschaften nach Belin ein. Am Montag soll dort erörtert werden, wie der Datenschutz in Unternehmen wirksam realisiert werden kann. Schäuble sagte dazu:
Uns geht es darum, die Bedeutung des Datenschutzes in Unternehmen zu stärken, und darum, daß die Unternehmen von sich aus um ,good data governance‘ bemüht sind.
Quellen: FAZ, Handelsblatt
Ausgerechnet Wolfgang Schäuble sorgt sich um den Datenschutz in den Unternehmen. „Mister Datenkrake himself„! 🙂
Warscheinlicher dagegen ist wohl, daß er sich von der Telekom mal erklären lassen will, wie man die Überwachung noch optimieren kann. Und vorallem, wie man so lange unentdeckt bleiben kann. Schließlich läuft die Sauerei bei der Telekom wohl schon seit dem Jahr 2000.
Nachtrag: Nach Informationen der Financial Times Deutschland sollen ehemalige Stasi-Spitzel der Telekom geholfen haben.