Die letzten Stunden für Flughafen Tempelhof

Der Flughafen Berlin Tempelhof (THF) wird heute seinen Betrieb einstellen.

Die Mutter aller Flughäfen, wie der Stararchitekt Norman Foster Tempelhof einmal nannte, wird heute geschlossen. Für immer? Man wird sehen.
Nicht wenige Städte weltweit wären froh über einen mitten in der City gelegenen Flughafen. Und schon einmal war Tempelhof in einen künstlichen Schlaf versetzt wurden, von 1975 bis 1985. Dann sah man dringenden Bedarf für einen dritten Flughafen für Berlin und THF wurde wieder zum Leben erweckt.

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Die Anfänge

Angefangen hat alles 1923 mit einer vorläufigen Zulassung als Flugplatz. Ab 1924 wurden die ersten Hallen gebaut. Dann ging es Schlag auf Schlag. Funkstation und Abfertigungshalle folgten und 1927 sogar eine U-Bahnstation, die erste weltweit an einem Flughafen. Nach der Gründung der „Deutschen Luft Hansa“ machte diese Tempelhof zu ihrem Heimatflughafen.
Die Entwicklung der Passierzahlen verlief stürmisch. In den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts war Tempelhof der verkehrsreichste Flughafen Europas, weit vor Paris, London und Amsterdam.
Adolf Hitler und sein Architekt träumten während der Zeit des „Dritten Reiches“ von Berlin als Reichshaupstadt „Germania“ und Tempelhof sollte sich in der Mitte dieser Wahnsinnsstadt befinden. Das dafür geschaffene Flughafengebäude war das größte der Welt. Heute ist es immer noch unter den Top 20 weltweit. Ein teueres Erbe für Berlin, denn allein der Unterhalt des Gebäudes verschlingt Unsummen.
Nach dem Krieg waren erst die Russen Besitzer des Flughafen, was einige Zerstörungen an Bausubstanz und technischer Ausrüstung nachsich zog, dann übernahmen die Amerikaner Tempelhof und machten ihn zu einem Militärstützpunkt. „Tempelhof Airbase“ wurde wieder instandgesetzt und eine befestigte Landebahn angelegt. Diese Landebahn wurde dringend gebraucht als die West-Berliner Bevölkerung während der Blockade von Juni 1948 bis Mai 1949 ausschließlich über die Luft versorgt wurde. Aus dieser Zeit stammt auch die Bezeichnung der Rosinenbomber, als Piloten während des Anflug auf THF Süßigkeiten aus dem Flugzeug geworfen und damit die Kinderherzen im Sturm erobert hatten. Die „Hungerharke“ steht für die Luftbrücke, mit der die Freiheit West-Berlins verteidigt wurde.

Nach dem 2. Weltkrieg

Ab 1950 durften zivile Flugzeuge wieder ganz offiziell auf THF landen, die Amerikaner übertrugen dafür einen Teil des Flughafen an den Berliner Senat. Alliierte Flugzeuge nahmen nun die Verbindungen von Berlin THF in die Welt auf. Der Luftweg war die einzige Möglichkeit, Berlin ohne Kontrollen durch die DDR zu verlassen und wieder zu erreichen. Die Passagierzahlen erreichten dadurch wieder schnell alte Höchststände und bereits 1951 wurde die Höchstmarke von 1938 übertroffen. 1960 waren es bereits 1,5 Mio. Fluggäste, wodurch die Amerikaner gezwungen waren, weitere Teile des Flughafens freizugeben. Die große Abfertigungshalle wurde 1962 eröffnet und war für max. 250.000 Passagiere pro Monat ausgelegt. Acht Jahre später war die Kapazitätsgrenze erreicht, obwohl schon viel Flugverkehr nach Tegel ausgelagert wurde. Deshalb wurde durch Umbauten die Kapazität noch einmal gesteigert. 1975 entshloß man sich jedoch, den kompletten zivilen Flugverkehr nach Tegel zu verlagern. Tempelhof wurde geschlossen. Vorerst.

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1985 wurde Tempelhof für kleinere Maschinen und Geschäftsflieger wieder eröffnet und bereits 1990 wurden schon 400.000 Passagiere abgefertigt. 1993 zogen sich die Amerikaner komplett von Tempelhof zurück. Wegen der relativ kurzen Landebahnen wird Tempelhof nun vorwiegend für innerdeutsche und europäische Ziele genutzt.

BBI (heute BER) Planung

1996 wurde der Bau eines neuen Großflughafens für Berlin beschlossen. Berlin-Brandenburg-International (BBI, heute BER) soll die drei bestehenden Flughäfen Tempelhof, Tegel und Schönefeld ab 2011 ersetzen. Als erster soll Tempelhof nun heute geschlossen werden. Tegel soll dann parallel zur Eröffnung von BBI folgen. Schönefeld existiert dann schon nicht mehr, weil BBI auf dessen Gelände bei laufendem Flugbetrieb errichtet wird.

Gegen die Schließung von Tempelhof erhob sich großer Protest von Fluggesellschaften und Berliner Bürgern. Klagen vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin und Verfassungsgerichtshof und ein Bürgerbegehren konnten die Schließung letztendlich jedoch nicht verhindern. Und so wird heute die Geschichte des Verkehrsflughafen Berlin Tempelhof beendet.

Zum Abschluß findet eine Feier der politischen Obrigkeit hinter verschlossenen Türen statt. Die Berliner Bevölkerung bleibt mal wieder außen vor. Eine öffentliche Feier hatte Bürgermeister Wowereit abgelehnt. Die Berliner werden trotzdem da sein, um sich von Tempelhof zu verabschieden. Eine Demonstration mit Lichterkette wird ihrem Protest Ausdruck verleihen.

(c) Berliner Flughäfen

© Berliner Flughäfen

Air Baltic, Germania, InterSky, Air Berlin und Lufthansa werden ihre letzten Flüge abfertigen. Mit dem Flug C9 1569/LH 9523 von Cirrus Airlines nach Mannheim wird der letzte Linienflieger um 21:50 Uhr Tempelhof verlassen. Als allerletzte Flugzeuge werden gegen Mitternacht eine historische DC-3 (Rosinenbomber) und eine Junkers Ju 52 zeitgleich von Tempelhof abheben. Dann ist Schluß.

Was bleibt, ist das riesige Gebäude und das Flughafengelände selbst. Für das Gelände existieren einige Vorstellungen zur Nachnutzung. 2008 hat der Berliner Senat dafür das Projekt „Tempelhofer Freiheit“ vorgestellt. Ob, wann, wie, in welchen Unfang und zu welchen Kosten dies aber umgesetzt wird, steht in den Sternen.
Ganz real sind aber die Kosten für den Unterhalt, die das Land Berlin aufbringen muß. Man spricht von 18 bis 25 Mio. EUR jährlich. Dazu kommen 100 bis 600 Mio. EUR für die Sanierung des Bodens und bis 250 Mio. EUR für den Rückbau und die Instandsetzung des Gebäudes, um dieses vermietbar zu machen. Eine Menge Geld für ein völlig verschuldetes Land, wie Berlin eines ist. Ob da die Offenhaltung von Tempelhof nicht wirtschaftlicher gewesen wäre, darüber streiten sich die Experten.

Quellen: FTD, Spiegel, Wikipedia, ICAT, Morgenpost

 

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