Protokollarischer Super-GAU

Die Wahl des Bundespräsidenten war ein echter protokollarischer Super-GAU.

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Am Samstag fand in Berlin die Wahl zum Bundespräsidenten statt. Gewonnen hat der alte und somit auch neue Bundespräsident Horst Köhler. Daß es bei der Abgabe der Stimmen zu einigen Verschiebungen zwischen den großen Gruppen innerhalb der Bundesversammlung kam, sei nur am Rande erwähnt.

Köhler war der Kandidat der CDU/CSU. Und da der Bundestagspräsident Norbert Lammert auch der CDU angehört, war es mit seiner Zurückhaltung nicht zum Besten bestellt.
Bereits lange bevor die Abstimmungsberechtigten im Plenarsaal des Bundestags im Reichstagsgebäude bescheid wussten, war die Meldung über SMS und Twitter bis zum letzten Pressevertreter innerhalb und außerhalbs des Gebäudes gelangt, daß es für Köhler bereits im ersten Wahlgang gereicht hat, nebst exaktem Auszählungsergebnis.
Damit jedoch nicht genug. Bereits vor Verkündung des Ergebnisses des ersten Wahlganges wurden Blumen in den Plenarsaal gebracht und marschierte ein Bläser-Quintett, das die Nationalhymne spielen sollte, unter den verwirrten Augen der Bundesversammlungsteilnehmer ein.

Horst Köhler selbst war zu diesem Zeitpunkt in seinem Amtsitz Schloß Bellevue und mußte erst über seinen Sieg informiert werden. Die daraufhin erfolgte Anreise verzögerte sich wegen des Verkehrsaufkommens und so befand sich die Bundesversammlung knapp eine halbe Stunde im Schwebezustand.
Ein protokollarischer Super-GAU.

Nobert Lammert wird aber wohl eine Rüge erspart bleiben. Die SPD will nicht als schlechter Verlierer dastehen und verzichtet deshalb auf Maßnahmen gegen den Bundestagspräsidenten. Der blamiert sich schon selbst genug.

Kleine Begebenheit am Rande: Der niedersächsische Ministerpräsident Wulff (CDU) war bereits nach dem ersten Wahlgang abgereist. Er wollte noch unbedingt vor Abpfiff des Bundesligaspiels Wolfsburg-Bremen in Wolfsburg sein, um die Fussballmeisterschaft feiern zu können.
Eindringlicher kann man seine Einstellung zur politischen Arbeit und die Würdigung der Bundespräsidentenwahl nicht demonstrieren.

Quelle: Netzeitung, Zeit