Brandenburger Kleinstadt läßt sich Straße abluchsen

Die Stadt Havelsee läßt sich sehenden Auges eine Straße abluchsen.

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Die Straße „Am Mühlberg“ im Ortsteil Briest der brandenburgischen Kleinstadt Havelsee gehört jetzt einem Berliner Geschäftsmann. Für 1.000 EUR hat er diese ganz legal bei einer Zwangsversteigerung erworben. 100 Anwohner sind betroffen.

Ebenfalls anwesend bei der Zwangsversteigerung: Zwei Damen der Stadt Havelsee, die Kämmerin und die Bauamtsleiterin. Durch deren Untätigkeit kam es zur Versteigerung der Straße an den Berliner.

Die Straße „Am Mühlberg“ gehört zu einem Neubaugebiet im Ortsteil Briest. Der Investor eines in diesem Gebiet errichteten Wohnparks ging pleite und seine Bank beantragte daraufhin die Zwangsvollstreckung. Die besagte Straße gehörte zur Insolvenzmasse.
Vor zwei Wochen wurde im Amtsgericht Potsdam die Zwangsvollstreckung eröffnet. Der Berliner erfuhr im Internet von dieser Versteigerung und fuhr hin.

Im Amtsgericht saßen ihm die zwei Damen aus Havelsee gegenüber, die aber nur einen symbolischen Euro dabei hatten. Für diesen Wert, so dachte man im Havelseer Rathaus, würde die Straße automatisch an die Stadt gehen. Die Möglichkeit eines Mitbieters hatte man komplett ausgeblendet.
Die Damen vom Amt hätten laut der Aussage des Bürgermeisters von Havelsee durchaus die Berechtigung zum Miebieten gehabt, die Beamtenphantasie indes ging nicht soweit. So kam es wie kommen mußte: Der Berliner machte ein Angebot und bekam den Zuschlag. Für 1.000 EUR gehört ihm jetzt die Straße samt Straßenlampen und Wasserleitungen.

Was er mit der Straße anfangen will, weiß der Berliner noch nicht so genau:

Ob ich die Straße jetzt weiter verkaufe oder Gebühren für die Be- und Entwässerung erhebe, muss ich mir noch überlegen.

Und da liegt das Problem. 100 Anwohner sind von der Zwangsversteigerung betroffen. Die könnte der neue Besitzer jetzt abkassieren. Die Anwohner wiederum könnten sich bei der Stadt Havelsee schadlos halten, denn diese muß über die Amtshaftung für deren Schaden aufkommen.
Der Stadt bleibt wohl nur ein Kauf der Straße vom neuen Besitzer, um aus diesem Dilemma zu kommen. Experten schätzen den realen Wert der Straße auf bis zu 500.000 EUR.
So werden weiterhin vorsätzlich Steuergelder verbrannt. Denn man hätte schon in der Vergangenheit die Straße vom Wohnpark-Investor abkaufen können. Die Verantwortlichen der Stadt spekulierten jedoch auf die Zwangsversteigerung und wollten so die Notargebühr in Höhe von 200 EUR sparen.

Wann endlich kommt die Politikerhaftung!?

Quelle: Berliner Morgenpost

 

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