Laßt die Luft aus der Blase Fußball

Der Freitod von Robert Enke sollte Anlaß genug sein, um endlich die Luft aus der Blase „Fußball“ zu lassen.

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Selbst DFB-Präsident Theo Zwanziger sprach auf der Pressekonferenz davon, endlich „mal einen Moment inne zu halten“ und dem Fußball den Stellenwert einzuräumen, der ihm wirklich zusteht. Und das ist ein sehr geringer. Die Tränen von Mannschafts-Manager Oliver Bierhoff, ob gespielt oder nicht, zeigen sehr deutlich, daß etwas Grundlegendes schief läuft im Profi-Fußball.

Der Freitod von Robert Enke zeigt unter welch immensen Druck ein Profi-Spieler heute steht. Die völlig überzogenen Erwartungen können die Spieler nur schlecht und schon gar nicht auf Dauer erfüllen. Wer jedoch die Erwartungen der Vereine, der Mannschafts“kameraden“, der Werbeindustrie, der Fans und Zuschauer nicht erfüllt oder erfüllen kann, wird schnell und eiskalt aussortiert. In einem Geschäft, in dem Trainer nach zwei, drei verloren Spielen rigoros ausgesiebt werden, da bleibt für persönliche Befindlichkeiten der Akteue kein Platz. Der Rubel muß halt rollen.

Die 35.000, die gestern dabei waren beim Gedenkgottesdienst und Trauermarsch durch Hannover, sollten wirklich ehrlich zu sich selbst sein und sich die Frage beantworten: Wie hätten sie reagiert, wenn Enke seine Erkrankung „Depression“ an die Öffentlichkeit gebracht hätte? Wäre nicht jedes verlorene Spiel und jeder nichtgehaltene Elfmeter damit in Zusammenhang gebracht wurden? Was wäre mit dem erkrankten Enke passiert, wenn es für Hannover 96 bspw. um den Abstieg gegangen wäre? Niemand wird ernsthaft bestreiten können, daß es dann nicht zu einer schnellen Auswechslung des Torwarts gekommen wäre.

Enke litt offenbar dermaßen unter diesem von außen auf ihn wirkenden Druck, daß er nur im Freitod die Möglichkeit sah, sich diesem zu entziehen. Fußball war sein Leben, bis zuletzt.

Zwanziger sprach davon einen Moment innezuhalten. Das wird nicht reichen! Es ist Zeit, endlich die Luft aus der Blase „Fußball“ zu lassen.
Hört auf die jungen Menschen mit Geld zu ersticken. Die meisten von denen können nur Fußball und sind als Persönlichkeit meist unterentwicklet. Intellektuell gehören sie oft nicht zu den Überfliegern -man muß sich nur einmal die Interviews vieler Spieler auf der Zunge zergehen lassen- und versuchen dieses Defizit schon in früher Juuegnd durch Erfolge im Fußballpiel zu kompensieren. Die anschließende Vollzeit-Bemutterung im Verein läßt eine persönliche Reife dann meist nicht zu. Mit Geld und Statussymbolen wird versucht, die persönlichen Defizite auszugleichen. Aber nur solange die Erfolge im Fußball nicht ausbleiben. Der Preis dafür ist der öffentliche Druck, die ständige Belagerung durch die Medien und die grenzenlose Erwartungshaltung von Verein und Fans.

Die Fans, viele von denen echt Hardcore, sind da nicht anders. Fußball ist für sie zur Ersatzdroge geworden, die einen großen Teil des Lebens bestimmt. Familie, Freizeit – einfach das Leben wird der Liebe zum Verein untergeordnet. Oft in Verbindung mit Alkohol wird Fußball so zum echten Problem, denn ohne Verein und dessen Erfolge fühlt sich der „wahre“ Fan als minderwertig und ohne echten Lebensinhalt und -sinn.

Man sollte also die Vorkommnisse sehr genau analysieren, innerhalb der Vereine und innerhalb der Fan-Anhängerschaft. Und man wird zu dem Ergebnis kommen müssen, daß die Blase Fußball aufgestochen werden muß.

Begrenzt die Gehälter der Spieler und Verantwortlichen auf das, was ein normaler Arbeitnehmer verdient! Es kommen ja noch einige üppige Werbegelder dazu.
Beschneidet die Präsenz des Fußballs in den Medien und hier hauptsächlich im Fernsehen! Das wird zum einen die GEZ-Gebühr drastisch senken und zum anderen die Nachfrage nach der Droge Fußball eindämmen.
Stoppt die Ausweitung des Spieltages auf mehrere Tage! Familienleben am Wochenende wird so wieder möglich.
Laßt die Vereine für alle Kosten, wie Polizei und Sicherheitskräfte, um Chaoten vor und nach dem Spiel im Zaum zu halten, selbst aufkommen!
Hört auf damit, den Fußball massiv mit Steuergeldern zu unterstützen! Damit solche Exzesse wie bei Schalke der Vergangenheit angehören, wo eine völlig marode Stadt über ihre Stadwerke Millionen in das Stadion zur Rettung des Fußballvereins Schalke04 pumpen will, nur damit weiter die Millionengehälter der Profispieler bezahlt werden können.

Wenn dann der Fußball in der Bedeutung und Wahrnehmung wieder auf das ihm zustehende Normalmaß geschrumpft ist, dann wir  auch der Druck auf die Spieler nachlassen und die Fans wieder zu einem normalen Lebensinhalt finden.
Denn es gibt wahrlich Wichtigeres im Leben als Fußball.

 

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