KERNER, Gorch Fock und die Wahrheit

Der „Glanz“ des Bundes-BILD-Ministers zu Guttenberg beginnt zu verblassen.

Dieser vermeintliche Glanz wurde ihm zwar nur durch eine wahre Medienschlacht der einschlägigen Blätter aus den Hause Springer verliehen, aber immerhin. Doch selbst diese Medienfront beginnt zu bröckeln. Guttenberg steht jetzt wieder genau an dem Punkt, an dem sein Job im Verteidigungsministerium begann: Auf dem Schleudersitz.

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Was war geschehen? Mit der neuen schwarz-gelben Bundesregierung trat Karl Theodor zu Guttenberg die Nachfolge von Verteidigunsminister Jung an. Jung wurde neuer Arbeitsminister, mußte jedoch bald wegen skandalöser Vorgänge während seiner Zeit als Verteidigunsminister  zurücktreten. Das hat Tradition in der Union.
Die ersten Wochen im Amt sahen allerdings aus, als würden das auch die letzten für zu Guttenberg, denn in der Afghanistan-Affäre stellte sich schnell heraus, daß es mit der Wahrheit und deren Preisgabe an die Öffentlichkeit im Verteidigungsministerium nicht zum Besten bestellt ist. Guttenberg sagte mehrfach die Unwahrheit, auch im Parlament. Nur durch eiskalte Baueropfer, er entließ erst den Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan und dann noch den Staatssekretär Wichert, konnte er die Medien beruhigen und so seinen eigenen Kopf aus der Schlinge ziehen.

Nun wiederholt sich die Geschichte. Die Bundeswehr hat zur Zeit mit 3 bekanntgewordenen Vorkommnissen gleichzeitig zu kämpfen. In allen 3 Fällen geht es mal wieder um die unzureichende Informationspolitik des Verteidigungsministeriums. Es geht um Vorfälle auf dem Schulschiff „Gorch Fock“ der deutschen Marine, um geöffnete Feldpost und um ein Vorfall bei der Bundeswehr in Afghanistan.
Auf der „Gorch Fock“, dem vermeintlichen Vorzeigeschiff und Stolz der Marine, müssen Zustände wie im Mittelalter geherrscht haben, als es noch hieß „Vor Gericht und auf See ist man in der Hand Gottes“. Und die Führungskader des Schiffes haben sich offenbar zur Götterrolle berufen gefühlt. Die Offiziersschüler und ganz speziell die -schülerinnen waren  den Launen und Sitten der Stammannschaft der „Gorch Fock“ hilflos ausgeliefert. Von Drill bis sexuelle Belästigung war alles dabei, belegen jetzt zutagegetretene Erlebnisberichte einzelner Kadetten, die ihre Ausbildung auf diesem Schiff machen mußten. In Marine-Kreisen soll die „Gorch Fock“ schon den Spitznamen „größter schwimmender Puff“ haben.
Statt Aufklärung zu betreiben, wurden unbliebsame Vorkommnisse in der Marine totgeschwiegen. Und das offenbar mit Billigung von höchster Stelle.
Am vergangenen Wochenende wurde nun der Kapitän der „Gorch Fock“ überraschend gefeuert. Der Kapitän wurde so das nächste Bauernopfer von zu Guttenberg, der damit wiedereinmal von sich selbst lenken will. Guttenberg tanzt damit nach der Pfeife der Springer Medien. Dabei hatte er im Bundestag nur einen Tag vorher Schnellschüsse ausgeschlossen und umfassende Aufklärung versprochen. Auch das eine Lüge. Das Konto füllt sich.

Und auch im Fall um einen tödlichen Unfall in Afghanistan geht es um Vertuschung. Offizielle Stellungnahme der Bundeswehr: Der Soldat habe sich beim Waffenreinigen selbst erschossen. Nun kommt heraus, daß der Soldat durch einen Kameraden zur Strecke gebracht wurde. Und das bei Spielchen mit der Waffe.
Guttenberg und sein parlamentarischer Staatssekretär Kossendey blieben bis letzte Woche bei der offiziellen Version. Kossendey bestätigte diese Version auch noch im Verteidigunsausschuss des Bundestages, als Guttenberg schon in Interviews die wahren Hintergrunde zugab. Damit ist Kossendey als parlamentarischer Staatssekretär unhaltbar geworden. Entweder hat er wissentlich und mit Vorsatz im Ausschuss gelogen oder er läßt sich von Guttenberg an der Nase herumführen und ist nicht in der Lage sein Amt wirklich auszuführen. Was schlimmer ist, kann jeder für sich bestimmen. Als Ergebnis bleibt nur die sofortige Ablösung von Kossendey!

Der Minister selbst versucht sich noch im Amt zu halten, die nächsten Bauernopfer werden sicherlich alsbald folgen. Man wird sehen, wie lange sich der „Glamour-Minister“ noch halten kann. Die Zeiten als die Systemmedien geradezu an seinen Lippen hingen und ihn und seine Frau als zukünftiges Kanzlerpaar in Szene gesetzt haben, dürften nun aber vorbei sein. PR-Shows auf Kosten der Steuerzahler, wie die Selbstdarstellung von Guttenberg und seiner Frau in der Sat1-Show „KERNER“ im Dezember 2010 direkt aus Mazar-E-Sharif in Afghanistan, gehören damit hoffentlich ein für allemal der Vergangenheit an.
Eine Nachfrage der Fraktion DIE Linke hat mittlerweile ergeben, daß diese Show mindestens 17007,88 EUR Steuergeld verbrannt hat. Unter ehrbaren Politikern hätte früher allein das für einen Rücktritt des Minister gereicht. Bei Schwarz-Gelb haben sich Grenzen des guten Geschmacks und Stils jedoch merklich verschoben.

Quellen: Handelsblatt, ZDF, Zeit, Digitale Linke

 

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