Schäuble lästert über Guttenberg
Bundesfinanzminister Schäuble zieht Parallelen zwischen Verteidigungsminister zu Guttenberg und Grand-Prix-Gewinnerin Lena.
Auch ein Wolfgang Schäuble, der als Finanzminister und vorallem als Innenminister nicht gerade als Informations- und Bürgerrechtsfanatiker bekannt wurde, hat lichte Momente, in denen er mal ganz ungeschminkt die Wahrheit sagt. So geschehen als Schäuble im Oktober 2009 zugab, daß die Pläne von Zensursula, flächendeckend Internetsperren einzuführen, einzig dem Bundestagswahlkampf und dem Populismus geschuldet waren. Daß die Internetzensur von CDU und CSU-Politikern trotzdem noch immer als Allheilmittel angesehen und deshalb auch unbedingt eingeführt werden soll, ist leider schwarz-gelbe Regierungspolitik.
Nun also wieder solch ein Moment, in dem Schäuble die Öffentlichkeit mal hinter die Kulissen der Politik schauen läßt. Diesmal geht es um sein Verhältnis zum Verteidigungsminister. Schäuble kann mit dem künstlich erzeugten und am Leben erhaltenen Medien-Kult um zu Guttenberg nichts anfangen und ist davon offenbar mächtig genervt. Dessen vermeintliche Popularität sieht Schäuble auf einer Stufe mit der von Lena Meyer-Landrut, die im letzten Jahr den Eurovision Song Contest gewonnen hat und zur Zeit mit einer „Entscheidungsschow“ auf Pro7 nervt, in der das neue Lied für den nächsten Grand-Prix ermittelt werden soll und in der sie ausschließlich gegen sich selbst antritt.
Schäuble kann dem ganzen Medien-Zirkus nichts abgewinnen:
Gucken sie sich nur den Zirkus mit Lena auf der einen Seite oder das Phänomen Karl-Theodor zu Guttenberg auf der anderen Seite an. Da gibt es Parallelen. Aber die haben weniger mit den Personen zu tun als vielmehr mit den Medien. Guttenberg habe zwar etwas, das die Leute fasziniert, aber ich finde nicht, dass er ein außer- oder überirdisches Phänomen ist.
Damit ist Schäuble neben Außenminister-Darsteller Westerwelle schon das zweite Mitglied der Regierung, das mit seiner persönlichen Abneigung gegen zu Guttenberg nicht hinter dem Berg hält.
Und auch politisch weist Schäuble den Baron aus Bayern in seine Schranken. Eine Abkehr von den geplanten Einsparungen bei der Bundeswehr wird es mit ihm nicht geben. 8,3 Mrd. EUR sollen bis Ende 2014 zusammenkommen. Wie das mit der von zu Guttenberg genannten Truppenstärke von 185.000 Soldaten gehen soll, steht noch in den Sternen.
Das ist aber nicht das Einzige, was zur Zeit bei der Bundeswehr im Argen liegt. Neben den Skandalen der letzten Wochen herrscht offenbar das totale Chaos bei der Truppe. Niemand weiß zur Zeit, ob und wie es in den Teilstreitkräften oder gar an einzelnen Standorten weiter gehen wird. Die Anwerbung von neuen dann freiwilligen Soldaten leidet schon jetzt unter der Zukunftsunsicherheit. Die hochgelobte Bundeswehrreform von zu Guttenberg und die damit verbundene faktische Abschaffung der Wehrpflicht ist nur mit „heißer Nadel gestrickt“. Nach Auskunft von führenden Bundeswehrangehörigen wird es wohl ab Mitte dieses Jahres zu Nachwuchsproblemen kommen.
Alles zusammen genommen ein vernichtendes Urteil für die Medien-Seifenblase zu Guttenberg. Nur BILD hat da erwartungsgemäß eine andere Sicht auf die Dinge:
BILD bezeichnet Schäubles Lena-Guttenberg-Vergleich doch tatsächlich als „Promi-Kult“. Ganz großes Kino.
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