Bundestagsabgeordnete gegen Papst-Rede

Die geplante Rede von Papst Benedikt XVI. im Bundestag stößt auf Ablehnung.

Nein, wir sind nicht Papst. So viel steht fest, auch wenn konservative Kreise und entsprechende Medien uns immer wieder etwas anderes einreden wollen. Und so hält sich das Interesse am Papst und seinen bevorstehenden Besuch in Deutschland in Grenzen. Das ist allerdings kein Wunder, sind die bekennenden und zahlenden Christen hierzulande doch in der Minderheit. Und Katholiken sowieso.

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Statt Vorfreude gibt es aber immer mehr Kritik. Vor allem die Kosten, die alle deutschen Steuerzahler für diesen Besuch übernehmen müssen, es ist die Rede von über 100 Mio. EUR für die Stippvisite in Berlin, Erfurt und Freiburg, erhitzen die Gemüter. Offiziell läuft der Besuch deshalb als Staatsbesuch, schließlich ist Joseph Ratzinger Staatsoberhaupt des Vatikanstaates, wenn auch als quasi Monarch nicht demokratisch gewählt.

Damit einher geht ein weiteren Kritikpunkt dieser Reise. Ratzinger soll im Bundestag eine Rede vor den Abgeordneten halten. Das stößt nicht nur in der Bevölkerung auf große Ablehnung. Man stellt sich die berechtigten Fragen: Was hat ein Oberhaupt einer Kirche im Parlament, dem direkt und demokratisch gewählten Verfassungsorgan der Bundesrepublik Deutschland, zu suchen? Wie ist das mit der Trennung von Staat und Kirche vereinbar? Und darf nur der Oberkatholik dort sprechen oder demnächst auch die Vertreter anderer religiöser Vereinigungen?
Hier wieder auf die konstruierte Bedeutung eines Staatsbesuchs zu verweisen, wird der Sache nicht gerecht. Das sehen auch viele Abgeordnete so und verschaffen sich nun Gehör.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Rolf Schwanitz hat dazu eine Erklärung abgegeben. In der heißt es:

Ich lehne die dem Papst eröffnete Möglichkeit einer Rede vor dem Deutschen Bundestag ab und werde mich an diesem Ereignis nicht beteiligen.
Ich halte es für falsch, ein religiöses Oberhaupt im Parlament reden zu lassen.
Ich halte es für falsch, dieses religiöse Oberhaupt im Parlament reden zu lassen.

Das ist deutlich. Schwanitz begründet seine Ablehnung mit der garantierten Glaubensfreiheit und der notwendigen staatlichen Neutralität. Außerdem hält er die Glaubenssätze, die Sexuallehre, das Frauenbild und die Organisations- und Staatspraxis des Papstes mit demokratischen Grundsätzen für unvereinbar. Deshalb lehnt er die Rede von Benedikt XVI. im deutschen Bundestag entschieden ab.

Es bleibt abzuwarten, wieviele Abgeordnete dem Beispiel von Schwanitz folgen und ihrem Ärger Luft machen werden. Wenn auch eine Ausladung des Papstes wohl nicht mehr erfolgen wird, so wird doch das Fernbleiben der Parlamentarier während der Rede von Ratzinger ein deutliches Zeichen sein.

Quelle: hpd

 

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