Schwiegermutter gesucht
Wulffs Schwiegermutter soll Sylt-Urlaube bezahlt haben.
So langsam wird es eng für exBundespräsident Wulff. Die Staatsanwaltschaft hat direkt nach seinem überfälligen Rücktritt die Ermittlungen aufgenommen und sofort kommt es zu neuen Ungereimtheiten. Die Versionen, die Wulff rund um den Urlaub im Hotel Stadt Hamburg auf Sylt, für den der Filmunternehmer Gronewold die Hotelkosten verauslagt und den Wulf danach cash bezahlt haben will, auftischt, werden immer abstruser.
War es schon mehr als unglaubwürdig, daß Wulff an Groenewold im Nachhinein die Hotelkosten in Bar zurückgezahlt haben will, denn wer hat heutzutage noch solche Mengen an Bargeld in der Tasche, es geht immerhin um die Summe von 1.540 EUR für sich und seine Frau Bettina, und macht sich freiwillig Streß beim Belegesammeln, so scheint es für Wulff mittlerweile immer schwerer zu werden, diese Version überhaupt stichhaltig zu belegen. Sollte Wulff wirklich die 1.540 EUR an Groenewold übergeben haben, dann müßte er die Summe auch vorher mal von seinem Konto abgehoben haben. Dazu gibt es auf den Konten der Wulffs aber offenbar keine Belege, weshalb sie nun eine neue Version auftischen, nach der das Geld von Bettinas Mutter stammen soll.
Die Schwiegermutter war’s
Die Schwiegermutter soll nun Christian Wulff den Kopf retten. Ohne das Klischee der Schwiegermütter weiter belasten zu wollen, scheint es sich in diesem Fall aber zu bestätigen, denn auch die neue Version der Geschichte des Sylt-Urlaubs verheißt nichts Gutes. Nach Angaben von Bettina will sie zu Weihnachten 2007 von ihrer Mutter 2.500 EUR als Geschenk unterm geschmückten Tannenbaum gefunden haben. Im August 2008 will Bettina Wulff dann von diesem Geld die Hotelkosten bar an Groenewold bezahlt haben. Warum eine Schwiegermutter auf die Idee kommen sollte, einem Ehepaar, von dem einer Ministerpräsident mit einem monatlichen Gehalt von 12.700 EUR ist, zweieinhalbtausend Euro zu Weihnachten zu schenken, sei einmal dahingestellt. Daß die Beschenkte das Geld aber offenbar 8 Monate im Portemannaie spazieren getragen haben will, ist dagegen aber völlig unglaubwürdig. Auf dem Konto eingezahlt wäre das Geld zum einen sicherer und und zum anderen ließe sich damit zumindest ein kleiner Zinsgewinn erwirtschaften. Doch im Fall Wulff wird die Version des geschenkten Bargeldes endgültig zur Posse, wenn man weiß, daß die Konten von Christian Wulff im Juli 2008 um mehr als 10.000 EUR überzogen waren.
War Wulff in wirtschaftlichen Dingen wirklich so unbedarft, daß er lieber freiwillig Überziehungszinsen zahlte, als das Geld der Schwiegermutter aufs Konto zu bringen? Er achtete doch sonst so penibel darauf, jede Sparmöglichkeit für sich mitzunehmen. Es ist wohl doch eher der Versuch, die Staatsanwaltschaft zum Narren zu halten. Ein weiterer Tiepunkt in der Glaubwürdigkeit von Wulff ist damit erreicht.
Die Staatsanwaltschaft kennt zwar derlei Ausreden zur Genüge, solange die Schwiegermutter aber mitspielt, wird es für die Ermittler schwer das Gegenteil zu beweisen. Solange nicht zweifelsfrei widerlegt werden kann, daß Wulff die Hotelkosten tatsächlich bar an Groenewold zurückgezahlt hat, solange ist auch der Vorwurf, daß Wulff „für allgemeines dienstliches Wohlwollen eingeladen wurde“, nicht endgültig zu belegen.
Doch die Ermittlungen stehen ja erst am Anfang. Man darf gespannt sein, was im Lebenslauf von Christian Wulff noch so alles zutage treten wird. Immer frei nach dem Motto: Ist der Ruf erst ruiniert…
Quelle: Abendblatt
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