„Wahlsieger“ de Jager ohne Mandat

CDU-Spitzenkandidat de Jager hat kein Landtagsmandat.

Wie haben sie sich nach der Wahl gefreut, die Christsozialen an der Küste.  30,8 Prozent der Stimmen, das ist der erste Platz, knapp vor der SPD, die 30,4 Prozent erringen konnte. 22 Abgeordnetenplätze kann die CDU nun im Kieler Landtag besetzen. Doch einer geht dabei leer aus. Ausgerechnet Spitzenkandidat de Jager hat kein Landtagsmandat.

22 Direktmandate hat die CDU errungen. Da kann sie mit Recht stolz drauf sein. Einen Wahlbezirk zu gewinnen ist schon eine besondere Leistung und ein echter Vertrauensbeweis durch die Wähler. Der kleine Haken an der Sache ist jedoch, daß der CDU nach dem Zweitstimmenergebnis genau diese 22 Mandate zustehen. Nicht ein Mandat mehr. Spitzenkandidat de Jager war aber nur über die Landesliste abgesichert. Er trat in keinem Wahlkreis direkt an. Da die CDU alle ihr zustehenden Sitze im Landtag über ihre Direktmandate abgedeckt hat, nützt de Jager sein Platz 1 auf der Landesliste am Ende gar nichts. Er hat kein Mandat für den neuen Schleswig-Holsteiner Landtag.

Nun kann man auch verstehen, warum de Jager geradezu autistisch die Wahl der Regierungsbildung für sich und die CDU beansprucht, währenddessen SPD, Grüne und SSW bereits die Fäden für eine Koalition ziehen. Mit einer Stimme Mehrheit könnte die sogenannte Dänen-Ampel die neue Regierung in Schleswig-Holstein stellen.
De Jager kann zwar ohne Landtagsmandat Ministerpäsident werden. Sollte das jedoch scheitern, worauf derzeit alles hindeutet, dann sitzt er in der kommenden Legislaturperiode vor der Tür. Der CDU-Spitzenkandidat darf die Landtagsdebatten dann höchstens von der Zuschauertribüneverfolgen. Es sei denn ein gewählter Abgeordneter der CDU hätte ganz plötzlich keine Lust auf sein Mandat und würde verzichten. Dann könnte de Jager nachrücken. Man kann nur hoffen, daß die CDU solch einen Betrug am Wähler nicht wirklich durchziehen will.

Quelle: Focus