Irrsinn Olympia

Sportliche Großereignisse verbrennen sinnlos Ressourcen.

Die olympischen Winterspiele im russischen Sotschi sind gerade zu Ende gegangen, die Winter-Paralympics 2014 am gleichen Ort stehen unmittelbar bevor. Selbst wenn man all die politischen und sicherheitstechnischen Aspekte rund um Sotschi einmal beiseite läßt, kommt man zu dem Ergebnis, daß die Austragung von solch großen sportlichen Ereignissen in der heutigen Form der pure Irrsinn ist.

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Olympische Spiele, Fußball-Welt- und Europa-Meisterschaften, all diese Events haben vor allem den einen Sinn, den Sportfunktionären, den Sponsoren und den Bauunternehmen vor Ort finanziell die Taschen zu füllen. Für die Umwelt und die Bevölkerung bedeuten sie vor allem Zerstörung und Schulden auf Jahre hinaus.

Die Winterspiele in Sotschi sollen 51 Milliarden Dollar gekostet haben. Das entspricht der fünffachen Summe, welche die Spiel in Montreal 1976 kosten sollten. Dafür wurden im subtropischen Gebiet an der Küste Hotels und Eishallen errichtet, und in den Bergen Skischanzen gebaut, von denen man schon heute weiß, daß sie eines Tages abrutschen werden. Die Natur ist auf Dauer verschandelt. Um den teuren Sportanlagen zumindest ein Stückchen Nachhaltigkeit zu geben, wird das olympische Dorf jetzt für weitere 250 Millionen zur Formel 1 Rennstrecke umgebaut. Dabei ist nicht einmal gesichert, daß überhaupt in den nächsten Jahren Formel 1 Rennen auf dieser Strecke stattfinden werden. Offenbar soll der Rennzirkus an anderer Stelle in Rußland ausgetragen werden. Ob die restlichen Anlagen sinnvoll ausgelastet werden können, steht in den Sternen. 51 Mrd. Dollar für zwei Wochen Olympia.

Geld in halben Ringen

Auch anderenorts wurden vorsätzlich Milliarden verbrannt. So verrotten die Wintersportanlagen im „jugoslawischen“ Sarajevo, vom Krieg zerschossen. In Peking wurde die Kajakstrecke nie wieder benutzt, die Stadien bleiben unbenutzt, 5,5 Mrd. Dollar wurden sinnlos versenkt. In München wurde eigens für die olympischen Spiele eine S-Bahn-Station gebaut und direkt nach den Spielen wieder stillgelegt. Heute ist sie eine verrottende Geisterstation. In Athen steht ein nie wieder benutztes Hockeystadion. London mußte das Olympiastation für 186 Millionen Euro zur Fußballarena umbauen, um eine Weiterverwendung sicherzustellen.
Diese Aufzählung ließe fast unbegrenzt weiterführen. Und doch geht der Irrsinn immer weiter. So werden in Brasilien für die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft Stadien quasi direkt in den Dschungel gebaut. Nach zwei, drei Spielen während der WM werden diese Stadien sinnlos in der Pampa herumstehen und langsam aber sicher verrotten.

Überall das Gleiche. Es werden Milliarden – vor allem gern Steuergelder – verbaut, ohne daß die Bauten nachhaltig sind oder die Bevölkerung vor Ort etwas vom kurzzeitigen Boom hat. Montreal bspw. mußte die olympischen Spiele 1976 teuer bezahlen. 30 Jahre lang durfte die Stadt Schulden für 14 Tage Olympia abbezahlen. Doch die Einsicht, daß sich solche sportliche Großereignisse nicht lohnen setzt sich einfach nicht durch. Nur Stockholm hat noch rechtzeitig die Bremse gezogen und die Kandidatur für 2022 zurückgezogen. Man konnte einfach keine sinnvolle Weiterverwendung für die notwendigen Sportstätten finden.

Was wäre eine Lösung für dieses Dilemma?

Warum errichtet man nicht einmalig Sportanlagen für alle zukünftigen olympischen Spiele. Beispielsweise für die Sommerspiele in Griechenland, als dem Ursprungsland der olympischen Spiele. Für die Winterspiele suche man ein geeignetes Gebiet im alpinen Gebirge. Das jeweilige Gelände könnte, um ganz sicher zu gehen, auch als exterritoriales Gebiet und eigenständiges Völkerrechtssubjekt behandelt werden.
Alle Mitgliedsländer des IOC zahlen einmalig für die Errichtung der Sportstätten und für den laufenden Unterhalt. Die Austragung wird wie bisher jedesmal von einem anderen Land durchgeführt, aber an den gleichen vorhandenen Sportstätten. Damit wäre die finanzielle Belastung um ein Vielfaches kleiner und die olympischen Rekorde wären wirklich miteinander vergleichbar.

Die gleiche Regelung ließe sich auch für Fußball und andere internationale Sportevents finden. Wenn man nur wollte.

 

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