Schottland: Referendum über Abspaltung
Aktuelle Umfrage überrascht die Börsen.
Am 18. September ist es soweit, dann stimmen die Schotten darüber ab, ob sie weiterhin ein Teil Großbritanniens bleiben wollen oder eben nicht.
Bisher hatten viele politisch und wirtschaftlich Verantwortliche die Abspaltungsbemühungen vornehmlich als Spinnerei abgetan und mit einem milden Lächeln beobachtet . Seit letzten Sonntag ist das anders. Die neuesten Umfragewerte sehen die Abspaltungsbefürworter kurz vor dem offiziellen Referendum mit 51 Prozent in der Mehrheit.
Dieses Ergebnis löste einen echten Schock aus. Nun ist es also tatsächlich möglich, daß Schottland ein eigenständiger Staat wird. Und darauf ist man offenbar nicht wirklich vorbereitet. Einen Plan B hat niemand in der Schublade, man war immer felsenfest davon ausgegangen, daß die Schotten auch in Zukunft ein Bestandteil Großbritanniens bleiben werden.
Ungelöste Probleme
Jetzt kommt man ins Schwitzen. Das Unvorstellbare, die Autonomie Schottlands muß gedacht werden. Dabei ist zu viel noch völlig ungeklärt:
Was wird die Währung Schottlands sein? Euro oder Pfund oder eine eigene Währung? Wie werden die Vermögenswerte aufgeteilt? Wie werden die zukünftigen Steuern aussehen und wie werden sie erhoben? Was passiert mit Renten und Versicherungen, mit Staatseigentum, Beamten, Armee und Polizei? Wem gehören die Rüstungsgüter und wie werden internationale Verträge zukünftig behandelt? Wird ein selbständiges Schottland weiterhin dem Schengengebiet angehören und der EU? Was passiert mit Königin Elisabeth II. und den Ländereien und Schlössern der Krone in Schottland?
Fragen über Fragen. Antworten gibt es heute darauf noch nicht. Dabei ist das nur eine kleine Auswahl an ungelösten Problemen, wenn Großbritannien tatsächlich geteilt werden sollte.
Die Börsen haben nach einen kurzen Schockstarre schnell reagiert und das Pfund erheblich abgewertet. Unklarheiten und Unsicherheiten sind immer schlecht für die Kurse an den Aktienmärkten.
Blaupause für andere
Doch nicht nur die Börsen blicken am kommenden Sonntag gespannt nach Schottland. Auch in anderen europäischen Ländern gibt es Abspaltungsbewegungen, die mit einem erfolgreichen Referendum der Schotten erheblichen Aufwind verspüren würden. So wollen Flamen und Wallonen Belgien am liebsten unter sich aufteilen. In Spanien streben die Regionen Katalonien und das Baskenland nach noch mehr Autonomie. Auf Korsika hat die Idee eines eigenständigen Inselstaates immer noch viele Anhänger. Und in Nordirland würden sich wohl viele Menschen liebend gern von Großbritannien lösen und mit Irland vereinen.
All diese Konfliktherde würden bei einer Abspaltung Schottlands verstärkt zutage treten. Deshalb hoffen neben der Regierung in London auch die anderen Länder, daß die Schotten mehrheitlich mit „NO“ stimmen und ihr Referendum letztlich scheitert. Sonst stünde in Europa neben Finanz- und Eurokrise das nächste große Problem auf der Tagesordnung. Dabei ist man mit der Lösung der beiden erstgenannten schon völlig überfordert.
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Bei dem Referendum in Schottland halten sich Gegner und Befürworter laut letzten Umfragen die Waage. Nationalisten und Unionisten liegen ungefähr gleichauf. Jede Stimme zählt also bei dem Referendum.
Wenn die Gegner der Unabhänigkeit bei der Abstimmung gewinnen werden, dann liegt es daran, dass sich viele Schotten womöglich nicht als Teil Großbritaniens sehen, jedoch stehen sie mit der Unabhängigkeit vor einer großen Unsicherheit und einer für sie ungewissen Zukunft.
Die Befürworter haben es versäumt, eine echte Perspektive für Schottland zu bieten. Zu sagen, mit Unabhängigkeit und Öl wird alles gut, reicht nicht. Die jüngsten Bemühungen Londons könnten jedoch die Schotten noch stärker motivieren, die „Yes“-Fraktion zu mobilisieren.
Es ist dabei unschwer zu erkennen, dass dererlei Zugeständnisse nur angekündigt werden, weil man Panik bekommt. Denn egal wie sich ein unabhängiges Schottland entwickelt, Rest-Großbritanien würde eine Abspaltung schwächen. Vom ehemaligen weltumspannenden „Empire“ ist dann nicht mehr viel übrig.
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