Die gefährlichen Folgen des Grexit
Der Euro-Austritt Griechenlands würde auch Deutschland eine Menge Geld kosten. Und er wäre keinesfalls das Ende der Krise.
Ein immer größer werdender Bevölkerungsanteil in Deutschland ist für einen Austritt Griechenlands aus der Gemeinschaftswährung Euro, wenn man Umfragen glauben will. Der Grexit, also der Exit Griechenlands aus dem Euro, scheint seinen Schrecken verloren zu haben. Massenmedien, wie Bild, Welt und Co. befeuern diese Stimmung täglich auf allen Kanälen. Doch dabei wird gern und häufig suggeriert, daß ein Grexit das Ende der Krise einläuten und alle Probleme auf einen Schlag lösen würde. Das Gegenteil ist der Fall.
Merkels Zögern zugunsten deutscher Banken
Zunächst muß man sich einmal einmal fragen, warum der Grexit auch in der deutschen Politik bis zuletzt so vehement ausgeschlossen wurde, wenn er doch der Heilsbringer sein soll. Schon 2008 mit dem Aufkommen der Euro/Finanzkrise und den zunehmenden Problemen der Griechen, ihre Schulden pünktlich zu bedienen, hätte man in Berlin Nägel mit Köpfen machen können. Doch Merkel verzögerte ganz bewußt eine klare Entscheidung. Entweder hätte man schon damals einen Schuldenschnitt machen müssen und so die Verschärfung der Krise nachhaltig unterbunden oder man hätte Griechenland gezielt in den Staatsbankrott gehen lassen können. Merkel hat lieber gar nichts gemacht. Die Krise wurde dadurch bis heute verschleppt und verschlimmert.
Doch das hat sie nicht nicht ohne Hintergedanken bzw. direkten Auftrag gemacht. Deutsche Großbanken waren 2008 viel zu stark in griechische Anleihen investiert. Für die hätten Grexit oder Schuldenschnitt arge Abschreibungskosten bedeutet. Das hat Merkel durch ihr Nichtstun verhindert. Stattdessen hatten die Banken nun einige Jahre Zeit, ihre griechische Anleihen Investmentfonds unterzujubeln und so möglichst verlustfrei abzustoßen. Deutsche Sparer zahlen seitdem mit ihrer Altersvorsorge für die verfehlte Euro-Politik.
Jetzt scheinen die Banken ihr Geld im Trockenen zu haben und schon wird laut über den Grexit nachgedacht. Die 51 Prozent der deutschen Bevölkerung, die einen Austritt der Griechen aus dem Euro mittlerweile befürworten, sollten jedoch nicht allzu optimistisch in die Zukunft blicken. Ein Grexit würde auch für sie dramatische Folgen haben.
Die Folgen eines Grexit für Europa
Die Börsen und der Wechselkurskurs des Euro reagierten schon in den vergangenen Monaten äußerst sensibel auf Meldungen rund um die Griechenlandkrise. Sah es auch nur ansatzweise danach aus, daß Griechenland in den Staatsbankrott rutschen könnte, gingen Dax und Eurokurs binnen weniger Sekunden auf Tauchstation.
Sollte es also tatsächlich zu einem Grexit kommen, dürfte dies zu massiven Turbulenzen an den Finanzmärkten führen. Der Euro wird bei internationalen Anlegern extrem an Glaubwürdigkeit und damit an Stabilität verlieren.
Ob dann die anderen Wackelkandidaten im Euroland weiterhin ihre Schulden bedienen und an neue Gelder kommen können, steht zu bezweifeln. Die zuletzt immer mehr verneinte Ansteckungsgefahr ist jedoch alles andere als ausgeschlossen. Wie groß sie wirklich ist, weiß tatsächlich niemand. Das wird sich erst zeigen, wenn der Grexit da ist. Doch dann ist für Gegenmaßnahmen zu spät.
Die Schulden, die Griechenland bei anderen Eurostaaten hat, müßten diese bei einem Grexit abschreiben. Allein Deutschland würde dadurch auf einen Schlag 42 Milliarden Euro verlieren. Insgesamt geht es dabei um 327 Mrd. Euro für alle Kreditgeber. Auch die Verbindlichkeiten aus dem Target2-System, hier geht um weitere 100 Mrd. Euro, wären endgültig verloren. Das würde auch die deutsche Bundesbank hart treffen.
Deutsche Privatbanken würden durch einen Grexit nur noch rund 13 Mrd. Euro verlieren. Ein Bruchteil von der Summe, die noch vor einigen Jahren für sie auf dem Spiel stand. Da hat Merkels Nichtstun gut geholfen.
Die Folgen für Griechenland
Griechenland müßte eine neue Währung einführen. Diese würde im Vergleich zu anderen Währungen wenig Wert besitzen. Importe würden dadurch extrem teuer, die Inflation würde geradezu explodieren. Lebensmittel, Medikamente und alle Dinge des täglichen Bedarfs würden unerschwinglich teuer. Das führt unweigerlich zu einer immensen Verarmung der griechischen Bevölkerung. Da Griechenland immer noch Mitglied der EU und des Schengener Abkommen ist, dürfte die Abwanderung der Griechen in andere europäische Länder sprunghaft ansteigen.
Die griechische Wirtschaft würde im Gegenzug leichter exportieren können, weil die neue Währung wenig wert ist. Das Problem, das bisher kaum beachtet wird, ist dabei jedoch, daß Griechenland kaum über eine nennenswerte Exportindustrie verfügt. Der Effekt wäre vernachlässigbar klein. Viele andere Unternehmen würden wohl wie ihr Land in die Pleite rutschen, denn die Schulden, die sie einst in Euro aufgenommen haben, können sie mit der neuen schwächeren Währung nicht mehr bedienen. Da auch die griechischen Banken arge Probleme bekommen werden, wird die Vergabe von neuen Krediten zunächst zum Erliegen kommen. Eine regelrechte Pleitewelle wird über das Land fegen. Die Arbeitslosigkeit wird noch massivere Züge als heute annehmen.
Nur der Tourismus könnte aufblühen, weil der Urlaub in Griechenland für die europäischen Nachbarn billiger werden würde. Ob allein mit dem Tourismus der Aufbau Griechenlands zu bewerkstelligen ist, darf allerdings bezweifelt werden.
Man sieht also bei näherer Betrachtung ohne Stammtischgegröle sehr gut, daß ein Grexit Europa und auch Deutschland erheblichen Schaden zufügen würde. Von der griechischen Bevölkerung einmal ganz zu schweigen. Ein Grexit wäre eine Bankrotterklärung des modernen Europas.
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