Das griechische Desaster
Der mögliche Grexit wird vor allem eins: extrem teuer. Probleme wird er nicht lösen.
Die jüngsten Entwicklungen im Euroland Griechenland kommen einem endlosen Drama gleich. Mit dem Unterschied, daß es bei der griechischen Tragödie offenbar nur den Weg ins Verderben gibt, kurze Lichtblicke sind ausgeschlossen.
Früher wurde den Kindern noch das Märchen „Von einem, der auszog, um das Fürchten zu lernen“ erzählt. Heute müßte der Titel in „Von einer, die auszog, ein Land totzusparen und so das Fürchten lehrte“ umbenannt werden. Die Rede ist natürlich von Angela Merkel und ihrer Bundesregierung. Als Kanzlerin der stärksten Wirtschaftskraft im Euroraum hat sie selbstverständlich den größten Einfluß auf die Entscheidungen in der EU und im Euroraum. Ohne Deutschland geht da nichts. Und so sind Merkel und Schäuble direkt verantwortlich für die Entwicklungen in der griechischen Schuldenkrise, die sich zum einem Problem für den Euro insgesamt ausgewachsen hat und deren Folgen und Auswirkungen auf andere Staaten noch gar nicht unfassend abzusehen sind.
Rettung der Banken
Das jahrelange Zögern Merkels, eine echte Lösung des Griechenland-Problems herbeizuführen, hatte natürlich seine Gründe. Zunächst mußte es den Banken, vor allem deutsche Banken waren hier involviert, möglich gemacht werden, ihre giftigen Papiere loszuwerden. Schon 2008, spätestens aber 2010 wären entschlossene Schritte nötig und möglich gewesen, so daß ein Grexit, der Austritt Griechenlands aus der Gemeinschaftswährung, heute gar nicht auf der Tagesordnung stehen würde.
Doch das hätte die Banken viel Geld gekostet. Durch die merkelschen Verzögerungen konnten sie in aller Ruhe ihre Bestände an griechischen Anleihen in Investmentfonds auslagern und diese arglosen Privatanlegern unterjubeln. Die Sparer, die damit für ihr Alter vorsorgen wollten, dürfen jetzt für die Eurokrise zahlen.
Ausweitung der Krise
Und diese Krise ist noch lange nicht vorbei. Schon gar nicht durch einen Grexit. Bereits heute fürchten die Nachbarländer den Grexit und haben mit dessen Folgen zu kämpfen. Erste Investoren und Bankkunden in Serbien, Albanien, Rumänien, Mazedonien und Bulgarien werden sichtlich nervös, weil diese Länder eng mit der griechischen Wirtschaft verbunden sind. Allein die Ankündigung der Euro-Finanzminister, das Rettungsprogramm auslaufen zu lassen, sorgte für Verwirrung. Sollte Griechenland wirklich kippen, kommen auch diese Länder in eine gefährliche Schieflage.
Im EU-Land Bulgarien beispielsweise kontrollieren griechische Banken über ein Fünftel der Bankvermögen. Die serbische und die albanische Zentralbanken haben nun verlangt, daß die heimischen Banken alle Kredite und Einlagen von Griechenland abzuziehen. So soll Schlimmeres verhindert werden.
Dabei ist Griechenland offiziell noch immer Euro-Mitglied. Und will dies auch bleiben, wenn es sein muß, auch über den Rechtsweg. Denn einen Austritt oder Rauswurf aus dem Euro sehen die internationalen Verträge nicht vor. „Die Mitgliedschaft im Euro ist verhandelbar“, so der offizielle Tenor aus Athen. Darauf will die griechische Regierung pochen und würde auch vor Klagen gegen die EZB und EU-Institutionen nicht zurückschrecken.
Die griechische Tragödie wird also weiter gehen, und ein Finale ist nicht in Sicht. Nur, daß es für alle Euroländer sehr teuer werden und sich die Krise auch auf andere Länder ausweiten wird, das steht heute bereits fest.
Die Aufnahme Griechenlands in den Euro unter der von Helmut Kohl (CDU) angeführten Bundesregierung und das Zögern der Regierungen unter der Kanzlerin Merkel (ebenfalls CDU) hat uns alle letztlich in diese Lage geführt.
Schwerer Schaden für die europäische Idee
Ob der Euro überhaupt Bestand haben wird und welch schweren Schaden die Idee von einem geeinten, friedlichen Europa am Ende nehmen wird, weiß heute noch niemand. Daß aber Europa durch diese Politik um Jahrzehnte zurückgeworfen wurde, müssen selbst die treuesten Fans der Kanzlerin mittlerweile unumwunden einräumen. Diese Kanzlerin hat Europa wirklich das Fürchten gelehrt.
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