Die Uhr tickt für Volkswagen

Das Damoklesschwert der Stillegung aller VW-Diesel schwebt über den Wolfsburgern.

Sollte es so kommen, wie das Bundeskraftfahrtamt androht, dann kann der ICE in Zukunft immer ohne Halt in Wolfsburg durchfahren. Dann wird die künstliche Stadt wieder auf ihre reale Bedeutungslosigkeit zurück geschrumpft. VW-Mitarbeiter werden kaum noch in ausreichender Zahl die Express-Züge der Deutschen Bahn bevölkern, so daß ein Halt der ICE nicht mehr lohnen würde. Regionalzüge im Stundentakt jeweils in Richtung Hamburg und Berlin tun es dann auch.

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7. Oktober ist Deadline

Was dieses Szenario möglich machen könnte, ist die Frist, die das Bundeskraftfahrtamt Volkswagen gesetzt hat. Bis zum 07. Oktober 2015 muß Volkswagen* dem Amt einen verbindlichen Maßnahmen- und Zeitplan vorlegen, ob und bis wann die von der Diesel-Affäre betroffenen Fahrzeuge ohne Manipulationssoftware die Abgas-Verordnung einhalten werden.

Ist VW nicht willens oder in der Lage, die Fahrzeuge kurzfristig so auszustatten, daß sie die gesetzlichen Vorgaben erfüllen, dann steht der Entzug der Typengenehmigung an. Dies würde eine sofortige Stillegung aller betroffenen Diesel-Fahrzeuge, neben den PKW geht es auch leichtere Nutzfahrzeuge wie den VW-Transporter, bedeuten. Diese Fahrzeuge dürften dann nicht mehr verkauft oder bewegt werden. Der Wert dieser Autos wäre damit über den reinen Schrottwert hinaus gleich Null. Ein Desaster unvorstellbaren Ausmaßes.

Allein rund 3 Millionen von VW produzierte Fahrzeuge mit Diesel-Motor wären von diesem Entzug der Typengenehmigung in Deutschland betroffen. Wer sein Auto dann noch nutzt, würde sich strafbar machen, da er mit einem Fahrzeug ohne Betriebszulassung und damit ohne Versicherungsschutz am öffentlichen Straßenverkehr teilnimmt.

VW in der Bredouille

Ob die Wolfsburger es schaffen, bis zum 07. Oktober einen entsprechenden Plan vorzulegen, bleibt abzuwarten. Die betrügerische Software wurde ja ganz offensichtlich nur aus dem Grund entwickelt, daß die Motoren nicht der Lage sind, im Normalbetrieb die gesetzlichen Vorgaben zu den Emissionen einzuhalten. Deshalb gab es einen speziellen Prüfstand-Modus, in dem die ausgeschiedenen Mengen an Stickoxiden im grünen Bereich lagen. Im Normalbetrieb wurde bis zur 40-fachen Menge ausgestoßen. Mit welchen Tricks man dieses technische Manko ausgleichen will, und das kurzfristig, wenn man keine Stillegung der gesamten Diesel-Flotte riskieren will, wird spannend zu beobachten sein.

Teuer wird das Nachrüsten auf jeden Fall. Vor allem, wenn man bedenkt, daß rund 11 Millionen VW-Fahrzeuge weltweit mit der Betrugssoftware ausgestattet wurden.

Elchtest für VW

Neben diesen immensen und kaum abzuschätzenden Kosten ziehen weitere tiefschwarze Wolken über dem VW-Konzern auf. Vor allem in den USA laufen sich bereits einige spezialisierte Anwaltskanzleien warm, um die Forderungen ihrer Mandanten gegen Volkswagen durchzusetzen. Und die dürften weit über die bisher im Raum stehenden Strafzahlungen in Höhe von 18 Mrd. Euro an US-Umweltbehörden hinausgehen. So fordern Verbraucher in Sammelklagen Schadenersatz und fühlen sich Anleger, Investoren und Pensionsfonds betrogen.

Wer die verhängten Schadenersatzsummen kennt, die in den USA bei Zivilklagen verhängt werden, weiß, daß die Gesamtsumme allein dieser Verfahren den gesamten VW-Konzern ins Schlingern bringen könnte. Zusammen mit den Ausgaben für Rückrufe und Nachbesserungen der betroffenen 11 Mio. Fahrzeuge wird sich #Dieselgate am Ende zum Elchtest für Volkswagen entwickeln. Überleben nicht sichergestellt.

 

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