10 Dinge über die AfD, die keiner ihrer Wähler kennt.

Wissen die AfD-Wähler eigentlich, wenn oder was sie da gewählt haben?

Parteiprogramme liest keiner, schon gar nicht in Deutschland oder vor einer Wahl, man wählt einfach nach Bauchgefühl. Diese Erkenntnis ist uralt. Trotzdem sollte man als Wähler doch zumindest ansatzweise wissen, wem man da seine Stimme und damit die Macht für die nächsten Jahre im jeweiligen Parlament gibt. Denn die Erkenntnis, daß nur die dümmsten Kälber ihre Metzger selber wählen, ist ebenso alt wie richtig.

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Die Wähler der AfD

Leider scheint sich das noch nicht bis nach Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt herumgesprochen zu haben. Die Wahlergebnisse der letzten Landtagswahlen vor einigen Tagen sprechen da eine deutliche Sprache. Durch die Bank erhielt die Partei „Alternative für Deutschland“ aus dem Stand heraus zweistellige Ergebnisse.

Besonders Wähler aus wirtschaftlich schwächeren Schichten gaben der Protestpartei ihre Stimme. Man wollte es damit den etablierten Parteien mal so richtig zeigen. Protest war angesagt. Daß man damit auch seine wirkungsvollste Waffe, nämlich seine Wählerstimme, sinnlos verpulvert und vielmehr noch gegen die eigenen Interessen eingesetzt hat, war wohl den wenigsten bewußt.

Das Programm der AfD

Dabei hätte ein Blick auf die Ziele der rechtspopulistischen AfD vielen sicher die Augen geöffnet. Der bekannte Wahl-O-Mat, der vor jeder Wahl einen Einblick in die wichtigsten Programmpunkte der zur Wahl antretenden Parteien gibt, macht es den Wählern in Zeiten des Internets eigentlich sehr einfach. Doch selbst das scheint vielen zu viel Aufwand zu sein.

Das Parteiprogramm der AfD lesen, konnten die Wähler vor den o.g. Wahlen allerdings nicht, denn die AfD hat bis heute kein fertiges Programm. Es existiert bisher nur ein Programmentwurf. Und dieser AfD-Programmentwurf wurde auch noch weitgehend weichgespült, nachdem einzelne Ziele der Partei medial etwas näher beleuchtet wurden. Insofern überrascht die Tatsache umso mehr, daß die AfD so viele Stimmen erhalten hat, wo doch die Wähler gar nicht wußten, was mit ihrer Stimme in den nächsten 5 Jahren alles beschlossen werden soll.

Was die AfD wirklich will

Um so wichtiger ist es jetzt, den Wählern endlich die Augen zu öffnen, wem sie da ihre Stimme gegeben haben. Wie steht die AfD neben ihrer ablehnenden Haltung gegenüber Flüchtlingen, Migranten und dem Euro beispielsweise zu den Themen Mindestlohn, Frauenrechte, Bildung und Hartz4?

10 Dinge, die die AfD politisch wirklich will:

  1. Familie
    Die AfD hat ein realitätsfernes Familienbild. Familie bedeutet für sie einzig Mutter, Vater, Kind. Andere Lebenskonzepte finden bei der AfD keinen Platz und sind nicht förderungswürdig. Abtreibung will sie verbieten und wünscht sich drei deutsche Kinder pro „Familie“.
  2. Frauen
    Frauenquoten, Gleichstellungsbeauftragte und staatliche „Propaganda für sexuelle Minderheiten“ lehnt die AfD rigoros ab. Die verfassungsrechtliche Gleichstellung von Mann und Frau ist der AfD ein Graus. Die Frau soll vornehmlich Mutter und gebährfreundlich sein.
  3. Mindestlohn
    Die AfD ist gegen einen gesetzlich festgelegten allgemeinen Mindestlohn. Das deckt sich mit der Ablehnung der Gleichberechtigung von Frauen, sind diese doch besonders häufig von Niedriglöhnen und Lohnarmut betroffen. Die weitere Ausbreitung des Niedriglohnsektors und die damit einhergehende Altersarmut nimmt die AfD gelassen hin. Dabei will man doch offiziell die „Partei des kleinen Mannes“ sein.
    Im Programmentwurf der Bundespartei will man den Mindestlohn jetzt doch wieder erhalten, weil so der „durch die derzeitige Massenmigration zu erwartenden Lohndruck“ entschärft werden könnte. Eine doppelte Frechheit in sich.
  4. Steuern
    Die AfD plant eine sogenannte „Flat Tax“, d.h. einen Einheitssatz von ca. 20 – 25 Prozent für alle Einkommen über 20.000 Euro pro Jahr. Damit werden Normal- und Geringverdiener ebenso belastet wie Millionäre. Was zunächst „total gerecht“ klingt, ist in Wirklichkeit eine massive Steuerentlastung für Vielverdiener auf Kosten des „kleinen Mannes“. Steuergerechtigkeit ist das nicht, die Schere zwischen arm und reich würde sich so immer weiter öffnen.
  5. Asyl
    Grenzen dicht machen, notfalls unter Anwendung der Schußwaffe. Das ist die Haltung der AfD zu Flüchtlingen und dem Menschenrecht Asyl. Die AfD ist menschenfeindlich, demagogisch und unfähig zu Empathie. Sie zeichnet das Bild vom Schreckgespenst „Islamisierung“ und versucht die einen Schwächeren (arme Deutsche) gegen die anderen (Flüchtlinge, Migranten) auszuspielen.
  6. Geschichtsunterricht
    Die Zeit des Nationalsozialismus wird als „Unglücksjahre“ verharmlost. Diese Zeit soll nach Willen der AfD im Geschichtsunterricht nicht mehr so intensiv wie bisher behandelt werden. Man soll sich besser auf „Jahrhunderte, in denen eine einzigartige Substanz an Kultur und staatlicher Ordnung aufgebaut wurde“ konzentrieren. War ja nicht alles schlecht. Das ist eine alte Forderung der Rechtsintellektuellen.
  7. Kunst und Kultur
    Der positive Bezug zur eigenen Heimat soll durch die Inszenierung der klassischen deutschen Stücke gefördert, so der Wille der AfD. Das wäre ein Eingriff in die Freiheit der Kunst, wenn man Theatern, Museen und anderen vorschreiben will, welche Stücke sie präsentieren. „Entartete Kunst“ wäre dann der nächste logische Schritt.
  8. Homosexualität und Gender
    Die AfD fordert weniger sexuelle Aufklärung in den Schulen. Lehrbücher, die sich mit Homosexualität oder Transgender beschäftigen, sollen komplett verboten werden. Die klassische Familie (Mutter, Vater, Kind) und die Heterosexualität sollen als normal und einzig erstrebenswerte Lebensweise dargestellt werden. Dadurch will die AfD den Menschen bis ins Schlafzimmer hinein Vorschriften machen, wie sie zu leben haben.
  9. Hartz4
    Die AfD in Baden-Württemberg möchte Hartz IV durch so genannte “Bürgerarbeit” (30 Stunden pro Woche für 1.000 EUR) ersetzen. Im Programmentwurf der Bundespartei findet man diesen Wunsch nicht mehr. Dort fordert man jetzt eine „Aktivierende Grundsicherung“. Offenbar hat man in der AfD-Führung auf die öffentliche Kritik reagiert. Den vielen Arbeitslosen und Rentnern, die Angst um ihr geringe Einkünfte haben, weil diese vermeintlich durch die vielen Flüchtlinge bedroht sind, und deshalb jetzt AfD gewählt haben, sollte dies zu denken geben. Wer tatsächlich Pflichtarbeit mit einer Entlohnung unter dem Niveau des Mindestlohns für alle Arbeitslosen fordert, wird auch sonst keine Politik für Erwerbslose im Sinn haben.
  10. Energiepolitik
    Die AfD fordert das sofortige Ende des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und das Wiederhochfahren aller Atomkraftwerke. Außerdem sollen die Laufzeiten der Schrottmeiler abermals verlängert werden. Damit werden nachfolgende Generationen finanziell und ökologisch hochbelastet und das ganz reale Risiko eines SuperGAU ganz bewußt in Kauf genommen. Hauptsache die Energiekonzerne können weiterhin abkassieren.

Man kann nur hoffen, daß sich die Menschen bei den nächsten Wahlen endlich näher damit beschäftigen, was die von ihnen bevorzugte Parteien abseits von Wahlkampfveranstaltungen und Wahlplakaten wirklich politisch durchsetzen wollen. Dann dürfte den meisten Wählern bereits vor der Wahl ein Licht aufgehen. Dann hat sich auch das Phänomen AfD ganz schnell wieder erledigt.

 

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5 Kommentare

  • Hans-Jörg Waskowski

    Na das ist doch Politisch höchst Korrekt geschrieben. Bin kein AfD-Wähler. Es wäre nur mal interessant hier zu erfahren, was uns die „Volksparteien“ in den letzten Jahren so präsentiert haben: Rentenreform mit fatalen Folgen für hunderttausende Rentner, Billiglohnsektor mit moderner Lohnsklaverei und Löhnen, von denen kein Mensch anständig leben kann (zumindest nicht so gut, wie Diejenigen, welche uns „vertreten“, die sich Jahr für Jahr die Bezüge exorbitant anheben und den Bezug zu ihren Wählern verloren haben). Betrifft übrigens auch den „Mindestlohn“. HartzIV – noch Fragen? Kinderarmut-noch Fragen? Explodierende Unterschiede zwischen Arm und Reich – noch Fragen? Beteiligung an Kriegen mit gefallenen deutschen Soldaten nach zwei verheerenden weltkriegen unter deutscher Hauptschuld – noch Fragen? Sogenannte „Energiewende“ mit fatalen Folgen bezüglich Energiepreise für die Normalbürger-noch Fragen? Verfehlte Integrationspolitik hinsichtlich der bereits hier lebenden Migranten mit Ghettobildung, Ausgrenzung, Parallelgesellschaften (Siehe Buschkowsky) – noch Fragen? Sollten die Herrschaften der „demokratischen Parteien“ nicht erst einmal ihre politischen Schutthaufen beiseite räumen, bevor sie bei anderen anfangen?

  • @Hans-Jörg Waskowski

    Und all das ist jetzt eine Erklärung wofür?

  • Terra

    Mir fallen die Familieninszenierungen der NS-Zeit ein. Ein Idyll, das konsequent durchgehalten wurden, bis hin zu den Kommandanten der Vernichtungslager. Und neben der Fassade fanden die grausamsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte statt. Sekundärtugenden stehen nicht über Gewissen und moralischem Handeln. Im Gegenteil, ohne Letzteres sind sie nichts wert.

  • Hans-Jörg Waskowski

    Dafür, meine Damen und Herren, dass sich die Regierenden, die sogenannten „Volksparteien“ auch nicht mit Ruhm bekleckert haben. Wenn man den politischen Gegner wegen seines Programms kritisiert, dann sollte man eine bessere Alternative parat haben und in der Vergangenheit eine überzeugenden Politik zum Wohle des Volkes gemacht haben. Und die Wahlerfolge der AfD zeigen doch wohl dass die Masse der Bürger davon alles andere als überzeugt ist. Und den Bürgern „etwas zur AfD erklären“ zu wollen, reicht da wohl nicht. Schaut doch bitte mal in der Geschichte nach, meine Herrschaften. Die Nazis sind nicht wegen ihrer so schön braunen Uniformen und wegen des akkuraten Scheitels eines Hitlers an die Macht gekommen. Die demokratischen Kräfte in Deutschland haben auf der ganzen Linie versagt! Und sie sind heute auf dem besten Wege, fatale Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Oder haben Sie ein paar Beispiele „Zum Wohle des deutschen Volkes“ parat? Aus der Bildungspolitik, aus der Kultur, aus dem Arbeitsmarktpolitik, der Sozialpolitik, der Finanzpolitik? Wie ist es denn um die Kinderarmut bestellt? Um die zunehmende Altersarmut? Um die schöngerechneten Arbeitsmarktzahlen mit Jobs, von denen Hunderttausende nicht vernünftig leben können? Um die 2-Klassengesellschaft mit immer dramatischerem Auseinanderdriften? Um die dramatische Abwertung der Alterssicherung der Unter-und Mittelschicht im Ergebnis einer fatalen EURO-Politik? Vielleicht ist dazu auch mal eine Erklärung nötig. „Angst-machen“ vor der AfD reicht da wohl ebenfalls nicht. Wenn Politiker glauben, Bürgern mit z.B. Hochschulabschlüssen die Politik „erklären“ zu müssen, läuft in deren Köpfen etwas verquer. Und nicht bei den Bürgern. Oder?

  • Hans-Jörg Waskowski

    Welche Familieninszenierungen der Neuzeit sind denn da vergleichsweise gemeint, Terra? Tja und was das moralische Handeln betrifft, Terra – heute morgen brachte der DLF etwas zur Armutsentwicklung in Deutschland -mehr als dramatisch!. Nachdem gestern bei 3sat /wenn ich mich richtig erinnere/ die unter den Tisch gekehrte steigende Armut in Bayern(!) gezeigt wurde. Anschließend die brutale Kinderausbeutung in den Nähfabriken und Gerbereien in Bangladesh. Es gibt keinen Zweifel, die NS-Zeit war ein Verbrechen an der Menschlichkeit in bis zu diesem zeitpunkt nie dagewesener Brutalität und Perfektion. Dafür haben die Hauptkrigsverbrecher und Deutschland als Ganzes hart bezahlt. Berechtigt. Es gibt aber keine Grund mehr, durch ständiges Verweisen auf die NS-Zeit die Verbrechen der gegenwart, wie z.B. den Irak-Krieg, zu relativieren oder zu bemänteln! Auch nicht die o.g. brutale Ausbeutung von millionen Menschen im Interesse eines immer skrupelloser agierenden Kapitals!
    Und was die AfD betrifft: Sollte die sich wirklich extrem rechts ansiedeln, dann erledigt sich das Problem von selbst. Was sich aber nicht von selbst erledigen wird, ist der Frust der Bürger und Wähler über eine Politik in EUROPA im allgemeinen und in Deutschland im besonderen, die für das Wohl der Allgemeinheit immer weniger Interesse zeigt, Terra! Und ändert sich da nichts, kommt nach der AfD mglw. eine neue „Bewegung“, die für die Demokratie noch einen Tick gefährlicher wird…