Panama Papers: Die mediale Aufregung
Alle Offshore-Firmen mit einem illegalen Vorgehen gleichzusetzen, ist zu einfach gedacht.
Die Aufregung kannte keine Grenzen. Journalisten aus mehreren Ländern, aus Deutschland waren unter anderem Journalisten der Süddeutschen Zeitung dabei, arbeiteten über Monate zusammen und deckten den vermeintlich größten Skandal des Jahrhunderts auf. Über 200.000 sogenannte Offshore-Firmen, auch Briefkasten-Firmen genannt, sollen von der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca in den vergangenen Jahrzehnten in Panama im Auftrag von verdeckten Kunden gegründet wurden sein. Natürlich, so lautet der Vorwurf, unter dubiosen Vorzeichen, denn die eigentlichen Inhaber/Nutznießer dieser Firmen bleiben ja verdeckt.
Politik tat nichts
Die Politik mußte natürlich ebenfalls in dieses Horn blasen, wenn schon eine so große mediale Aufregung herrscht. Schnell wurden Forderungen von Politikern laut, daß man solche Geschäftsmodelle sofort zerschlagen und künftig verbieten müsse. Mindestens.
Dabei hat gerade die Politik in Deutschland, allen voran Bundesfinanzminister Schäuble bisher alle Augen zugedrückt, wenn es um Briefkastenfirmen und Steuersparmodelle im Ausland ging. Selbst als seinem Ministerium die Panama Papers, immerhin Daten, die ironischerweise gar nicht auf Papier sondern digital vorliegen, direkt angeboten wurden, lehnte Schäuble dankend ab. Es hätte ja etwas dabei rauskommen können. Mit Hartz4-Empfängern geht man da schon wesentlich härter um. Bei denen sind ja auch größere Vermögen zu vermuten.
Gründe für Offshore-Firmen
Natürlich kann man davon ausgehen, daß zahlreiche Briefkasten-Firmen, auch solche von Mossack Fonseca, einzig mit dem Ziel gegründet wurden, um über diesen Weg Steuern zu hinterziehen. Ganz klar. Die Aufklärung solcher Straftaten ist Aufgabe der Finanzbehörden, die jedoch ganz offensichtlich daran kein Interesse haben, wie der Umgang mit den Panama Papers im Hause Schäuble gezeigt hat.
Trotzdem kann man nicht verallgemeinern und alle Offshore-Firmen als unlauteres Mittel bezeichnen. Es gibt durchaus legale Gründe für die Gründung einer solchen Firma im Ausland. Die meisten Gründe, die für eine Offshore-Firma sprechen, haben eben gerade mit deren geringer Offenheit der Daten zu tun.
Das sind einige Gründe für eine Offshore-Firma:
- Schutz vor Erpressung oder Entführung
Wer reich ist, kann schnell in den Focus von Kriminellen gelangen. Eine verdecktes Vermögen bei einer Offshore-Firma kann dagegen niemanden direkt zugeordnet werden. - Schutz für hochwertige Güter
Wer sich bspw. einen Picasso in den Keller hängen möchte, muß diesen zunächst auf einer Auktion erwerben. Das könnte wiederum Diebe anlocken, wenn sie erfahren wer der Käufer des Bildes ist. Deshalb sind gerade im Kunsthandel Offshore-Firmen sehr beliebt. - Schutz vor der Konkurrenz
Wer oft für seine Firma in der Welt herumfliegt, um sich mit bestimmten Menschen zu treffen, erweckt u.a. auch das Interesse der Konkurrenz. Deshalb werden viele Firmenflotten als Offshore-Firma ausgelagert. So kann niemand die Flugbewegungen nachvollziehen.
Auch Investitionen, Firmenübernahmen und Gründungen können so besser vor den Augen der Konkurrenz verborgen werden. - Risikobegrenzung
In allen Länder der Welt gelten andere Haftungsvorschriften. Besonders in den USA werden bereits für vermeintliche Lappalien schnell mehrere Millionen Dollar Entschädigung fällig. Mit einer Offshore-Firma lassen sich diese Risiken begrenzen. - Steuervermeidung
Die Vermeidung von Steuern ist etwas anderes als Steuerhinterziehung. Natürlich ist beides moralisch fragwürdig, strafrechtlich relevant ist jedoch nur die Steuerhinterziehung.
Wie man an diesen wenigen Beispielen erkennen kann, gibt es nachzuvollziehende Gründe, warum jemand eine Briefkastenfirma gründet.
Steuerschlupflöcher
Wenn jemand solch eine Offshore-Firma nur gründet, um dadurch Steuern zu vermeiden, dann ist es an der Politik, die entsprechenden Steuerschlupflöcher zu schließen. Darüber nur zu lamentieren, bringt gar nichts.
Solange es Möglichkeiten gibt, Steuern legal zu vermeiden, solange werden diese Löcher auch ausgenutzt. Das zeigt schon die alljährliche Verkaufsstatistik des Ratgebers „Konz: 1000 ganz legale Steuertricks*„. Niemand verschenkt freiwillig Geld, wenn es sich um sein eigenes handelt.
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