IKEA kippt lebenslanges Rückgaberecht wieder
Die erst 2014 eingeführte Kulanzregelung wird nach 2 Jahren bereits wieder abgeschafft. Kunden sind wenig begeistert.
Im Sommer 2014 überraschte IKEA, der schwedische Lieferant für Möbel und allerlei Krimskrams, die eigenen Kunden und die ganze Branche. Ab September des gleichen Jahres, so verkündeten die Schweden kurz vor der Einführung des neuen Bestellkatalogs, sollten geradezu paradiesische Rückgaberegelungen gelten.
Lebenslanges Rückgaberecht
Ab dem 01.09.2014 sollte für alle bei IKEA ab dem 25.08.2014 gekauften Artikel ein lebenslanges Rückgaberecht gelten. Wann immer der Kunde ein Teil nicht mehr haben will, kann er es zu IKEA zurückbringen und erhält seinen Kaufpreis zurück. Auf der Homepage des Möbelhauses hieß es dazu eindeutig:
Weil wir wollen, dass du zufrieden bist, kannst du fast alle Artikel, die du in deinem Einrichtungshaus oder online bei IKEA gekauft hast, wieder zurückgeben. Bring einfach den Artikel und den Kassenbon in dein Einrichtungshaus und wir erstatten dir den vollen Einkaufsbetrag. Ausgenommen davon sind zugeschnittene Ware (z.B. Stoffe, Küchenarbeitsplatten), Grünpflanzen und Fundgrubenartikel.
Das gesetzliche Widerrufsrecht sowie die gesetzlichen Mängelansprüche des Kunden bleiben hiervon unberührt.
Das hätte in der Realität bedeutet, daß ein Kunde, der im Oktober 2014 bspw. ein Sofa gekauft hat, dieses Sofa im Oktober 2024, nachdem das Teil gänzlich durchgesessen und unansehnlich geworden ist, jederzeit wieder zu IKEA hätte bringen können und er dafür den ursprünglichen Kaufpreis zurückerstattet bekommen hätte.
Kulanz gekippt
Hätte, hätte, Fahrradkette – denn das wird der Kunde nun nicht ausprobieren können. Zur Vorstellung des neuen diesjährigen Katalogs ließ IKEA nun verkünden, daß diese Kulanzregelung ab dem 01. September 2016 wieder gekippt wird. Dann gilt wieder die alte Regelung, nach der jeder Kunde nur noch ein Jahr Zeit hat, ungeliebte oder unpassende Artikel wieder zurückzubringen und dafür den Kaufpreis erstattet zu bekommen.
Offizielle Begründung von IKEA für diesen Rückschritt:
Wir haben festgestellt, daß unsere Kunden gar keinen Bedarf für eine so lange Frist haben. Weit über 90 Prozent der Kunden, die einen Artikel umtauschen wollen, kommen in den ersten zwei bis drei Monaten nach dem Kauf. Wir müssen daher keine Prozesse für etwas vorhalten, was gar nicht benötigt wird.
Diese Begründung ist natürlich wenig glaubhaft. Denn gerade große Gegenstände, wie das oben angesprochene Sofa, bringt ein Kunde nicht so ohne weiteres zurück. Doch nun, nach 2 Jahren Benutzung beginnt auch für solche Teile die kritische Phase. Dann fängt ein regelmäßig genutztes Sofa gern einmal an, schmuddelig auszusehen und die Polster lassen nach. Gerade bei Familien mit kleinen Kinder, die ja die typische IKEA-Zielgruppe darstellt. Hätte die lebenslange Rückgabefrist weiter Bestand gehabt, wären die Rückgabequoten für solche sperrigen Artikel in der kommenden Zeit garantiert nach oben gegangen.
Darauf will es IKEA offensichtlich nicht ankommen lassen und kippt die kulante Rückgabefrist genauso überraschend, wie sie vor knapp 2 Jahren eingeführt wurde.
Rechtliche Lage
Ob das rechtlich so einfach möglich ist, werden im Einzelfall wohl die Gerichte klären müssen. Schließlich wurden alle Artikel im Zeitraum vom 01.09.2014 bis zum 31.08.2016 zu den geltenden kulanten Regelungen erworben.
Wer die rechtliche Auseinandersetzung nicht scheut, sollte bei IKEA geplante größere Anschaffungen unbedingt noch bis zum 31. August 2016 abwickeln. Dann gilt offiziell noch das kulante lebenslange Rückgaberecht. Will er das Teil irgendwann nach ein paar Jahren wieder zurückbringen, sollte er jedoch besser gleich einen Anwalt mitnehmen.
Kunden wenig begeistert
Insgesamt hat sich IKEA mit diesem Schritt sicherlich keinen Gefallen getan. Das oft und gern von IKEA selbst propagierte Image vom „Dienst am Kunden“ bekommt damit einige tiefe Kratzer. Es beschleicht einen das Gefühl, daß IKEA den eigenen Kunden doch nicht so über Weg traut.
Den alljährlichen Milliardengewinn der Schweden wird das sicherlich keinen großen Schaden beifügen. Zumindest nicht sofort. Doch gerade die Möbelbranche befindet sich in einem großen Umbruch. Einige Experten sagen schon heute das massenhafte Sterben der Möbelhäuser auf der grünen Wiese voraus, weil sich wie schon in anderen Branchen zuvor, der Kauf von Möbeln* zunehmend ins Netz verlagern wird.
Mit solchen Aktionen, wie dem Rückruf des lebenslangen Rückgaberechts, macht sich IKEA selbst das Überleben schwer, zumal die Schweden bis heute kein überzeugendes Online-Angebot haben und die offenbar auch nicht planen.
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Da waren wohl die Rückgaben zu hoch, nicht einmal 2 Jahre durchhalten dann hätten sie es gleich bleiben lassen können.
So bekommt Ikea nur noch einen schlechten Ruf, aber naja man steckt ja selbst nicht drin.
Das ist ja lachhaft, so ein ehrgeiziges Projekt schon nach 2 Jahren wieder zurückzunehmen. Die Milliardengewinne kommen übrigens zu einem ganz erheblichen Teil durch Steuertricks zustande.