Hamburgwahl 2020: Hochrechnungen, Wahlergebnis und Analyse
Die Hamburger haben gewählt. Die Bürgerschaftswahl 2020 ist gelaufen und erste Ergebnisse liegen vor. Dies werden die Auswirkungen der Wahl sein.
Die Wahl in Hamburg stand ganz im Zeichen der Vorkommnisse in Thüringen, wo sich CDU und FDP erstmals mithilfe von Stimmen der AfD ins Amt des Ministerpräsidenten gebracht, manche würden sagen geputscht haben. Damit haben die Christdemokraten und Liberalen erstmals die selbst ernannte Brandmauer zu den Rechtsextremen durchbrochen und haben den Freistaat Thüringen sehenden Auges in die Nähe einer Staatskrise gebracht.
Und noch lange sind keine geordneten Verhältnisse in Thüringen absehbar. Trotz der Kompromissbereitschaft der anderen demokratischen Kräfte im Erfurter Landtag versuchen CDU und FDP immer noch weiter zu taktieren. Neuwahlen fürchten die beiden Parteien, weil sie herbe Stimmenverluste befürchten müssen, einer Wahl von Rot-Rot-Grün unter Bodo Ramelow (Linke) für eine Übergangszeit versagen sie aber auch ihre Unterstützung. Das bedeutet immer noch Stillstand, den CDU und vor allem FDP ausgelöst haben.
Unter diesen Vorzeichen war es spannend zu beobachten, in welchem Maß die Wähler diese beiden Parteien dafür abstrafen werden. Die Umfragen deuteten bereits daraufhin, dass die CDU massiv Stimmen verlieren wird und dass die FDP um den Wiedereinzug in die Bürgerschaft bangen muss.
→ Die Prognose für die heutige Hamburger Bürgerschaftswahl, die unmittelbar nach Schließung der Wahllokale aufgestellt wurde, kannst du hier nachlesen.
Aktuelle Hochrechnung
Einige Wahlbezirke sind nun komplett ausgewählt und erste Hochrechnungen für die Bürgerschaftswahl in der Freien und Hansestadt Hamburg liegen vor. Allerdings ist das Wahlverfahren in Hamburg ziemlich kompliziert, so dass das vorläufige Endergebnis der Wahl lange auf sich warten lassen wird.
Aktuelle Hochrechnung für die Bürgerschaftswahl in Hamburg 2020:
(Stand 22:57 Uhr)
SPD: 39,1 Prozent
(2015: 45,6 %)
Grüne: 24,1 Prozent
(2015: 12,3 %)
CDU: 11,2 Prozent
(2015: 15,9 %)
Linke: 9,1 Prozent
(2015: 8,5 %)
FDP: 5,0 Prozent
(2015: 7,4 %)
AfD: 5,3 Prozent
(2015: 6,1 %)
Andere: 6,2 Prozent
Wahlbeteiligung: 62,8 %
Sitzverteilung
Voraussichtliche Sitzverteilung in der neuen Bürgerschaft im Hamburger Rathaus:
Insgesamt hat das neue Parlament 121 Sitze
SPD: 51
Grüne: 31
CDU: 14
Linke: 12
FDP: 6
AfD: 7
Analyse
Nach den bislang vorliegenden Auszählungen der Bürgerschaftswahl in Hamburg ergeben sich folgende Auswirkungen:
- Die SPD muss zwar Verluste hinnehmen, kann aber weiterhin den Ersten Bürgermeister stellen. Peter Tschenscher kann weiter machen.
- Die Grünen konnten ihr Ergebnis von 2015 praktisch verdoppeln.
- Die CDU verliert abermals Stimmen und kommt auf ihr schlechtestes Ergebnis in Hamburg bislang.
- Die SPD ist nur noch einstellig, doch das schockt offenbar niemand mehr.
- Die Linkspartei kann leicht zulegen und bleibt sicher in der Bürgerschaft.
- Die FDP muss um den Einzug ins Parlament zittern.
- Die AfD scheitert wahrscheinlich an der 5 Prozent Hürde und würde damit das erste Mal aus einem Landesparlament fliegen.
Mögliche Koalition
Die rot-grüne Koalition wurde von den Hamburger Wählern bestätigt und kann auch künftig die Hansestadt weiter regieren. Allerdings mit erheblich unterschiedlichen Stimmanteilen, haben die Grünen doch massiv in der Wählergunst zulegt. Das wird sich sicherlich auch auf die Vergabe der Posten auswirken.
CDU und FDP haben die Quittung für Thüringen bekommen und müssen erhebliche Stimmverluste hinnehmen. Die CDU kommt auf ihr schlechtestes Ergebnis in Hamburg überhaupt. Hier ist für die Christdemokraten kein Blumentopf zu gewinnen.
Für die FDP kommt es noch schlimmer. Die Liberalen müssen um den Einzug in die Bürgerschaft zittern. Die chaotische Wahl vom 5-Prozent-Mann Kemmerich (FDP) zum Ministerpräsidenten in Thüringen hat die FDP wichtige Stimmen gekostet. FDP Parteichef Christian Lindner sitzt längst nicht mehr so fest im Sattel, wie er immer alle Beobachter wissen lassen will. Sollte die FDP am Ende tatsächlich aus der Bürgerschaft fliegen, dürfte das auch Einfluss auf Lindners politische Karriere haben.
Die besondere Überraschung des Abends hat die AfD geliefert. Mit einem Stimmanteil von vielleicht unter 5 Prozent würden die Rechtsextremen nicht mehr in der Hamburger Bürgerschaft vertreten sein und damit erstmals aus einem Landesparlament fliegen. Ganz sicher ist das leider noch nicht. Da wird man auf das amtliche Endergebnis warten müssen.
Trotzdem ist der Stimmenverlust ein klares Zeichen. Die Zivilgesellschaft hat der AfD eindeutig den gestreckten Mittelfinger gezeigt, das macht Hoffnung für künftige Wahlen.
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