Kirche verzockt wieder Geld an der Börse – diesmal mit Wirecard
Aktiengeschäfte der Kirche in Oldenburg erweisen als wenig segensreich.
Die Kirchen haben viel Geld, immer noch. Zwar hört man hin und wieder, dass die Kirchen unter Geldmangel leiden würden, schließlich würden immer mehr Schafe den Landeskirchen den Rücken kehren, die Wahrheit sieht allerdings etwas anders aus, denn neben den Einnahmen aus der staatlich eingetriebenen Kirchensteuer der Kirchenmitglieder kann die Kirche zudem auf die Geldgeschenke vom Staat vertrauen. Da kommt einiges zusammen.
Allein aus der Kirchensteuer konnten die beiden größten Kirchen im Jahr 2018 Einnahmen von 12,4 Milliarden Euro verzeichnen. Davon strich die katholische Kirche 6,643 Milliarden und die evangelische 5,790 Milliarden Euro ein. Ein satter Batzen Geld, der so gar nicht mit der Leier von der armen Kirchenmaus in Einklang zu bringen ist.
Zusätzlich erhalten die Kirchen aufgrund jahrhundertealter Verträge alljährlich Geld vom Staat, aus dem Steueraufkommen aller Bürger, völlig egal ob diese Bürger überhaupt gläubig sind und völlig egal, ob diese einen anderen Glauben als katholisch oder evangelisch pflegen. Diese sogenannten Ausgleichszahlungen für durch Enteignungen entgangene Einnahmen, die eigentlich schon in der Weimarer Republik abgeschafft werden sollten (siehe Grundgesetz Artikel 138, Absatz 1), verschaffen den beiden großen Kirchen Einnahmen von mehreren hundert Millionen Euro pro Jahr.
Aktiengeschäfte
Was macht man mit soviel Geld? Dieses Vermögen für die eigenen Mitglieder auszugeben, dazu ist man in der Kirchenführung offenbar nicht gewillt. Die Mär von den armen Kirchen soll Bestand haben, komme was da wolle, anders lässt sich der knallhart praktizierte Alltag nicht erklären. Denn da müssen viele Aktionen vor allem in kleineren Kirchengemeinden abgesagt bzw. können nur durch eigene finanzielle Eigenaufwendungen und tatkräftiger Unterstützung der Mitglieder vor Ort durchgeführt werden, weil die Kirche dafür offiziell kein Geld hat. Wer’s glaubt.
Irgendwo muss das viele Geld aber nun hin, wenn es im muffigen Kirchenkeller nicht verschimmeln soll. Und da geht die Kirche gern moderne Wege: Sie zockt mit dem Geld ihrer Mitglieder und dem aus den staatlichen Geldgeschenken sehr gern an der Börse. Leider oft nur mit mäßigem Erfolg.
Schon im Jahr 2008, als die Pleite der US-Bank Lehman Brothers für ein weltweites Beben in der Finanzindustrie sorgte, war die Kirche mit von der Partie, allerdings auf der Verliererseite. Allein die evangelisch-lutherische Landeskirche Oldenburg hat durch die Lehman Pleite rund 4,3 Millionen Euro verzockt.
Die Evangelen kennen das irrwitzige System der Buße nicht und haben sich auch sonst nicht weiter mit Schuld und Sühne aufgehalten. Und Gelernt haben sie aus dem Lehman Desaster gar nichts. Denn die Kirche hofft weiterhin auf die Erleuchtung an der Börse und investiert weiter in Aktien.
Diese Erleuchtung blieb ihr bislang jedoch verwehrt und so hat die evangelisch-lutherische Kirche in Oldenburg schon wieder Geld an der Börse verbrannt. Diesmal sind 355.000 Euro durch die Wirecard Pleite im Höllenfeuer der Kursschwankungen zu Asche zerfallen. Da hilft auch kein Weihwasser zum Löschen.
Wie es in anderen Kirchenverbänden aussieht, kann man sich denken, wahrscheinlich nicht besser.
Austritt
Man darf gespannt sein, wann die Kirchen vom Strahl der Erkenntnis getroffen werden, dass sie nicht weiterhin mit dem Geld ihrer Mitglieder an der Börse zocken sollen. Bis dahin dürfen sich die Kirchenmitglieder auf weitere Einschränkungen im Gemeindeleben einstellen und die Steuerzahler weiterhin zusehen, wie der Staat ungehemmt ihr Geld den Kirchen in den Rachen wirft.
Wer darauf keine Lust mehr hat, der kann sich als Noch-Mitglied einer Kirche ja einmal mit dem Gedanken des Kirchenaustritt beschäftigen. So kann man zumindest das Geld aus der dann nicht mehr fälligen Kirchensteuer retten. Hier gibt es Informationen dazu.
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