Satelliteninternet soll gefördert werden.

Bund plant Förderung für Satelliten-Internet.

Dass Deutschland in puncto Internet und Digitalisierung weit zurück hängt, das hat die Corona Pandemie schonungslos offengelegt. Nicht, dass dies den meisten Menschen – und dabei vor allem natürlich den direkt betroffenen – nicht auch schon vor den Lockdowns klar gewesen ist, nun konnte aber auch der allerletzte Schönredner aus Politik und Gesellschaft an diesem Zustand nichts mehr schönreden.

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Internet per Satellit soll nun für schnellen Zugang sorgen. Der Bund plant dafür Zuschüsse von 500 Euro, für Richtfunkstrecken gar bis zu 10.000 Euro.

Entwicklungsland

Die Schulen, viele Haushalte und Unternehmen sind in vielen Teilen Deutschlands komplett unterversorgt, wenn es um schnelles Internet geht. In vielen Regionen ist zudem nicht einmal ein stabiles Mobilfunknetz vorhanden. Und dabei geht es nicht um LTE oder gar 5G, sondern um rudimentäre Funktionen wie SMS und Telefonieren über das Handy.

Deutschland ist digitales Entwicklungsland. Schuld ist daran die Politik. Die hat die Digitalisierung schlichtweg verschlafen und sich darüber hinaus von den Monopolisten am Nasenring durch die Manege führen lassen. Der Verbraucher zahlt deshalb die europaweit höchsten Preise für Internetzugang und Mobilfunk, dabei wären viele sogar gern bereit, die hohen Preise zu zahlen, wenn sie denn endlich einen schnellen Internetzugang bekommen würden.

Markt vs. Daseinsvorsorge

Es gibt einen Grund, warum viele Gegenden bis heute nicht ausreichend mit Internetzugängen versorgt sind, und das ist ein wirtschaftlicher. Anstatt Internet zur Daseinsvorsorge zu zählen, hat die Politik auch diesen Bereich dem freien Markt zum Fraß vorgeworfen. Deshalb ist es heute so, dass man in Ballungsgebieten aus einer Vielzahl an Anbietern auswählen kann, während auf dem flachen Land oder in der schwer zugängigen Bergregion gar kein Anbieter verfügbar ist. Das war zwar vorher absehbar, konnte die marktgläubigen Politiker aber nicht davon abhalten, auch beim Thema Internet den alten Fehler zu wiederholen.

Darunter leiden Privathaushalte, noch viel mehr aber auch die ortsansässigen Unternehmen. Trotz unzähliger Versprechen und eigens geschaffener Ministerien inklusive entsprechender Staatssekretärsposten hat sich daran bis heute nichts geändert, und wird sich auch in absehbarer Zukunft wohl nichts ändern.

Kein Anbieter ist gewillt, für teures Geld eine Internetleitung in ein kleines Dorf mit wenigen potentiellen Kunden zu legen, ganz zu schweigen von einer Glasfaser-Anbindung. Bis die dafür notwendige Investition wieder hereingeholt ist, hat sich die Technologie garantiert schon wieder überholt. Das Ergebnis davon ist der heute bekannte Fleckenteppich, in der Stadt gibt es „Überversorgung“, auf dem Land nur schlechte Anbindung oder gar keine.

Internet per Satellit

Diesen Missstand will nun auch die Politik abermals erkannt haben. Doch in diesem Jahr findet neben einigen Landtagswahlen auch die nächste Bundestagswahl statt, da muss man neben warmen Worten auch Taten folgen lassen, will man in der Wählergunst nicht komplett hinten runterfallen.

So ist Andy Scheuer, laut Jobbeschreibung Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, auf die glorreiche Idee gekommen, Satelliteninternet verstärkt zu nutzen. Statt teure Kabel in den hintersten Wipfel zu verlegen, sollen die Daten aus dem Internet künftig per Satellit zu den Usern kommen.

Die Idee ist nicht neu. Bislang war die Anschaffung für die Nutzer allerdings nicht ganz billig. So muss eine entsprechende Satelliten-Antenne mit einem rückkanalfähigem LNB angeschafft werden, darüber hinaus ist ein spezielles Modem notwendig und natürlich ein Anbieter für Internet per Satellit.

Zwar haben viele User bereits eine Satelliten-Anlage*, die wird aber in der Regel für den Fernsehempfang genutzt. Eine komplette Anlage für den Internetzugang per Satellit kostet zwischen 300 und 500 Euro. Professionelle Anlagen mit Selbstausrichtung und mobiler Nutzung können auch schon mal 4-stellige Summen kosten.

Das hat viele Nutzer bislang davon abgehalten, sich Internet per Satellit anzuschaffen.

Förderung vom Bund

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) stellte dieser Tage ein Programm vor, mit dem Satellitenlösungen für den schnellen Internetempfang gepuscht werden sollen.

Für Gebiete und Haushalte, die nur schwer oder nicht wirtschaftlich mit Gigabit Festnetzanschlüssen zu erschließen sind, soll der Internetzugang per Satellit staatlich gefördert werden. Zuschüsse von 500 Euro bis zu 10.000 Euro sind mit diesem Förderprogramm im Gespräch.

Nach jetzigem Stand soll der Zuschuss entweder pauschal 500 EUR betragen (bspw. für Satellitenlösungen) oder 90 Prozent der Ausgaben für die Anschaffung und Installation der technischen Ausrüstung (maximal jedoch 10.000 EUR, bspw. für Richtfunkstrecken) abdecken. Das Angebot soll für jeden gelten, auch in extremen Einzellagen. Damit sollte es auch im hintersten Winkel in Deutschland möglich sein, ein satellitengestütztes System zum Internetempfang einzurichten.

Ganz in trockenen Tüchern ist der Vorschlag allerdings noch nicht. Das BMVI muss sich zur endgültigen Freigabe der Förderung noch mit den Bundesländern abstimmen.

Als Betroffener – egal ob als Privatverbraucher oder Unternehmer – sollte man unbedingt jetzt, noch vor der Wahl bei seinem Landtags- und Bundestagstagesabgeordneten Druck machen, damit diese Förderung noch vor der Bundestagswahl endgültig beschlossen wird. Denn nach der Wahl können sich viele Politiker auf wundersame Weise kaum noch an ihre Wahlversprechen erinnern, ganz besonders beim Thema Breitband-Internet.

 

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