Alternativen zum Wahl-O-Mat
Die Bundestagswahl steht unmittelbar bevor, Zeit sich eine Meinung zu den Wahlprogrammen der Parteien zu bilden.
Seit Ende letzter Woche ist der Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) wieder aktiv. Dieses Mal geht es sogar gleich um drei große Wahlen, die zusammen am 26. September stattfinden. Im Einzelnen sind das die Bundestagswahl und die Landtagswahlen in Berlin und in Mecklenburg-Vorpommern. Alles drei wichtige Wahlen, wir wollen uns hier aber auf die Bundestagswahl beschränken.
Wahl-O-Mat
Den Wahl-O-Mat gibt es nun bereits seit knapp 20 Jahren. Er war von Anfang dafür gedacht, den Wählern die Meinungsfindung zu erleichtern. Denn fast niemand hat Zeit und Lust, sich die Wahlprogramme aller zur Bundestagswahl antretenden Parteien durchzulesen, nicht mal die Programme der für einen selbst infrage kommenden Parteien.
Deshalb gab und gibt es immer noch viele Wähler, die aus reiner Gewohnheit oder familiärer Beeinflussung bzw. Prägung immer derselben Partei über Jahre oder Jahrzehnte ihre Stimme geben, obwohl ausgerechnet diese Partei gar nicht das vertritt oder anstrebt, was man selbst gern an politisch umzusetzenden Zielen sehen würde. So geben z.B. immer noch auffällig viele Arbeiter und Angestellte Parteien, wie der CDU oder FDP ihre Stimme, obwohl gerade diese Parteien ihre Klientel in Kreisen der Unternehmer, Vermögenden und gut situierten Bevölkerungsschichten ausmachen und für diese Schichten ihre Politik machen. Ein echtes Problem.
Der Wahl-O-Mat ist dafür die Lösung. Anhand von derzeit 38 Thesen kann man seine eigenen Vorstellungen mit denen der zur Bundestagswahl antretenden Parteien abgleichen. So wird beispielsweise danach gefragt, wie man zu einem generellen Tempolimit auf deutschen Autobahnen steht. Lehnt man dies ab, ist man dafür oder enthält man sich zu dieser Frage. Oder wie hält man es mit den Plänen zu den Verteidigungsausgaben oder dem Klimaschutz? All das wird als These angezeigt und man muss sich dazu positionieren.
Mitunter sind die Fragestellungen allerdings auch etwas um die Ecke gedacht. So zum Beispiel bei der „Rente für alle Erwerbstätigkeit“, die „Zuständigkeit des Bundes in der Schulpolitik“ oder „die Fallpauschale für Behandlungen in Krankenhäusern“. Die These zur Abschaffung des Ehegattensplittings lautet etwa „Auch Ehepaare ohne Kinder sollen weiterhin steuerlich begünstigt werden.“ Ehegattensplitting ist gemeint, taucht als Wort aber gar nicht auf. Man muss sich mit den einzelnen Themen schon recht gut auskennen, um dann die für einen selbst richtige Antwort geben zu können.
Hat man alle 38 Thesen bestmöglich mit den eigenen Vorstellungen abgeglichen, erhält man ein Ergebnis, das mitunter einige überraschen wird. Plötzlich ist gerade die Partei, die man für sich immer ausgeschlossen hat, ausgerechnet diejenige, die die eigenen Vorstellungen am allerbesten widerspiegelt. So werden sicher viele Arbeitnehmer am Ende – Überraschung! – die Linke oder die Partei DiB auf Platz 1 im Wahl-O-Mat-Ergebnis wiederfinden.
Egal wie das Ergebnis ausfällt, man sollte dann auch eine dieser Parteien am Wahltag auf dem Wahlzettel ankreuzen. Egal, was man früher so angekreuzt hat und von dem man dachte, das wäre gut. Denn alles andere, als eine der Parteien auf den vorderen Plätzen zu wählen, wäre eine Entscheidung gegen die eigenen Interessen.
Alternativen zum Wahl-O-Mat
Da der Wahl-O-Mat vielen Wählern bereits vertraut ist, wurde dessen Start sehnsüchtig erwartet. Dabei ist das Angebot der bpb bei weitem nicht die einzige Möglichkeit, bequem die Programme der Parteien auf Übereinstimmung mit den eigenen Wünschen zu checken. Es gibt noch eine ganze Reihe anderer Angebote dafür.
Diese haben oftmals eine klare inhaltliche Ausrichtung, d.h. sie widmen sich im Gegensatz zum allgemein gehaltenen Wahl-O-Mat mehr ganz spezifischen Themen. So etwa dem Klimaschutz, der Gleichstellung oder der Sozialpolitik. Wenn man beispielsweise den Kampf gegen den Klimawandel als das große Thema der kommenden Jahre ansieht, dann sollte man auch die einzelnen Parteiprogramme ganz speziell auf dieses Thema abklopfen und daran seine Wahlentscheidung knüpfen. Mit anderen Themen geht das ebenso. Zusammen mit dem Ergebnis des Wahl-O-Mat bekommt so eine noch bessere Empfehlung für die Entscheidung am Wahltag.
Hier die Alternativen bzw. Ergänzungen zum Wahl-O-Mat:
Sozial-O-Mat
Der Sozial-O-Mat beschäftigt sich – wie der Name bereits vermuten lässt – mit den Vorstellungen der Parteien zur Sozialpolitik. Die Schwerpunkte dabei sind Arbeit, Gesundheit, Familie und Migration.
Klimawahlcheck
Wer besonderes Augenmerk auf den Klimaschutz gelegt wissen will, checkt die Parteien Position daraufhin, was sie zu den Themenschwerpunkten Energie, Mobilität, Industrie, Gebäude, Klimagerechtigkeit sowie Landwirtschaft und Artenvielfalt in den Programmen zu sagen haben. Der Klimawahlcheck berücksichtigt allerdings nur die großen Parteien.
Wahltraut
Die Bezeichung „Wahltraut“ klingt weiblich und darum geht es u.a. auch bei diesem Wahlprogrammchecker. Hier liegt der Schwerpunkt ganz klar auf den Themen Gleichstellung und Feminismus. Darüber hinaus werden die Parteien auf ihre Vorstellungen zu Antirassismus und LGBTQIA+-Rechte überprüft.
Wahl-Kompass
Der Wahl-Kompass setzt nicht auf Ja oder Nein, stattdessen gibt es bei jeder Frage verschiedene Abstufungen zur Antwort. So lässt sich besser berechnen, wie viel Prozent Übereinstimmung es mit den Vorstellungen der Parteien gibt.
WahlSwiper
Wer Tinder kennt, versteht auch wie WahlSwiper funktioniert. Je nach Zustimmung oder Ablehnung einer These wischt man nach rechts oder links, oder man überspringt die Antwort. Auch so kommt man ans Ziel.
DeinWal
Statt die Wahlversprechen der Parteien zu berücksichtigen, an die sich manche Partei wie durch ein Wunder nach der Wahl nur noch ungern erinnern, berücksichtigt DeinWal das Abstimmungsverhalten der Parteien im Parlament. Reale Fakten statt Versprechen ist dabei das Motto. Allerdings kann DeinWal nur Parteien und deren Abstimmverhalten darstellen, die auch im Parlament vertreten sind.
Steuer-O-Mat
Wer seine Wahlentscheidung davon abhängig machen möchte, wie die Steuerpolitik der einzelnen Parteien ausseht, der ist beim Steuer-O-Mat richtig. Ob das zur Willensbildung ausreicht, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Agrar-O-Mat
Auch spezielle Angebote für Landwirte und Bauern gibt es. Der Agrar-O-Mat beleuchtet die Vorstellungen der Parteien zur Agrarpolitik.
AgriMeter
Der AgriMeter vom Bauernverband untersucht ebenfalls die agrarpolitischen Positionen der Parteien.
Fazit
Die Bundestagswahl steht bevor und jeder sollte sein Recht wahrnehmen und bei dieser Wahl seine Stimme abgeben. Welche Partei dabei bevorzugt werden sollte, weil diese die eigenen Vorstellungen von Politik für die nächsten Jahre am besten abbildet, das ist mitunter nicht ganz einfach festzustellen. Die Angebote von Wahl-O-Mat und Co. erleichtern die Auswahl der richtigen Partei aber ungemein.
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- Staud, Toralf (Autor)
[Letzte Aktualisierung am 2024-10-23 at 00:57 / * = werbender Link (Affiliate) / Bilder von der Amazon Product Advertising API]