Bundestagswahl 2021, die Richtungswahl: Ausgangslage & Prognose
Morgen sind die Wähler in Deutschland aufgefordert, einen neuen Bundestag zu wählen. SPD und CDU leisten sich dabei ein Kopf-an-Kopf-Rennen um das Kanzleramt.
Der Super-Wahl-Tag des Jahres 2021 ist da. Am morgigen Sonntag, den 26. September 2021 sind die Wähler in Deutschland aufgerufen, ihre Stimme für die Wahl zum nächsten Bundestag abzugeben. Zusätzlich gibt es noch viele weitere Wahlen, so u.a. in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin.
Der Bundestagswahl 2021 gebührt allerdings die meiste Aufmerksamkeit, verständlich ist diese Wahl doch eine echte Richtungswahl. Soll Deutschland mit einem Weiter-so unter der Führung der CDU/CSU in die 20er Jahre dieses Jahrhunderts gehen oder gelingt endlich ein Aufbruch, der den Mehltau von 16 Jahren CDU-Herrschaft unter Kanzlerin Merkel wegfegt. Das ist die Frage, die die Wähler morgen beantworten müssen.
Ausgangslage für die Bundestagswahl
Die letzte Bundestagswahl fand im September 2017 statt. Die Fraktion aus CDU und CSU errang dabei mit einem Stimmanteil von 32,9 Prozent die meisten Parlamentssitze (246), auch wenn die Verluste wieder einmal hoch waren, so wie fast immer unter Angela Merkel. Nach langen, zähen Koalitionsverhandlungen stand am Ende die Fortführung der großen Koalition aus Union und SPD. Die von vielen SPD Anhängern geforderte Neuwahl kam nicht zustande, da sowohl CDU und CSU als auch die SPD regelrecht Angst davor hatten, bei einer Neuwahl weitere Stimmen wohl möglich an die AfD zu verlieren. Lieber begaben sich die Sozialdemokraten abermals unter die Fuchtel von Kanzlerin Merkel und beginnen damit Wahlbetrug.
Doch die Angst vor der AfD überwog. Die Rechtspopulisten holten immerhin 12,6 Prozent der Stimmen und waren auf dem Zenit ihrer Popularität.
Die SPD kam auf 20,5 Prozent, die FDP holte 10,7 Prozent, die Linke 9,2 Prozent und die Grünen erzielten 8,9 Prozent.
Bundestagswahl 2021
In diesem Jahr könnte das Ergebnis allerdings anders aussehen. Denn die CDU hat ihre beste Kraft verloren. Angela Merkel, die ewige Kanzlerin, der bisherige Garant für hohe Stimmergebnisse, tritt nicht wieder an. Die CDU hat nach langen parteiinternen Querelen Armin Laschet zu ihrem Spitzenkandidaten erkoren und bereut dies inzwischen sicherlich mehr als die vermeintlichen Wähler der Union.
Laschet ist ein regelrechter Fettnäppchen-Sucher. Er ist bei den Themen der Zukunft, wie Umwelt, Klima, Bildung, Digitalisierung und soziale Gerechtigkeit komplett blank und kann zudem auch im persönlichen Umgang mit den Menschen nicht überzeugen. Sein unfassbar peinlicher Auftritt im Katastrophengebiet der Überschwemmungen in NRW und Rheinland-Pfalz ist bereits in die politische Geschichte eingegangen und wird sicher noch viele Politik-Studierenden in der Zukunft als negatives Beispiel beschäftigen. Seine Nähe zu Energieriesen und sein Hang zu alternativen Fakten haben zudem dafür gesorgt, dass es nicht unwahrscheinlich ist, dass die Union nach 16 Jahren das Kanzleramt an die SPD abgeben muss.
Deren Kandidat Olaf Scholz ist zwar keinen Deut besser als Laschet, wenn man nach de Anzahl und Stärke der Skandale geht (Stichpunkte: G20, Brechmitteleinsatz, Wirecard, CumEx). Doch Scholz verstand es im Wahlkampf sehr gut in Deckung zu bleiben und beobachte vergnügt, wie sich die CDU an deren Angstgegner die Grünen abarbeitete. So kann die SPD auf einen Sieg dieser Bundestagswahl hoffen.
Die Grünen sind mit Annalena Baerbock ins Rennen gegangen und lösten damit bei CDU, CSU und der konservativen Presse große Ängste und regelrechte Beißreflexe aus. Dass den Grünen am Anfang des Wahlkampfes die meisten Stimmen, noch vor SPD und CDU vorhergesagt wurden, konnten die Konservativen nicht nicht so stehen lassen. Aus allen Rohren wurde auf Baerbock geschossen. Kleinste Fehler der Kandidatin wurden ins unermessliche aufgebauscht und selbst vor Lügen, Verdrehungen und Beleidigungen schreckte man nicht zurück. Sie haben dabei ganze Arbeit geleistet und die Grünen in den Umfragen auf Platz 3 zurückgedrängt.
Die letzten Wahlprognosen zur Bundestagswahl sehen nun so aus:
Union: 21 Prozent (2017: 33%)
SPD: 25 Prozent (2017: 20,5%)
Grüne: 16 Prozent (2017: 8,9%)
FDP: 11 Prozent (2017: 10,7%)
Linke: 7 Prozent (2017: 9,2%)
AfD: 11 Prozent (2017: 12,6%)
Sollten die Wahlforscher mit ihrer Prognose recht behalten, dann ist auch weiterhin nur eine Koalition aus mindestens 3 Parteien möglich, wen man die nächste Bundesregierung bilden will. Möglich sind dabei die folgenden Kombinationen:
Kenia-Koaliton aus SPD + CDU + CSU + FDP oder eine Ampel-Koalition aus SPD + Grüne + FDP
Eine rot-grün-rote Koalition hätte nach der letzten Umfrage nur einen Stimmanteil von rund 48 Prozent. Allerdings sagt das noch nichts über die tatsächlich errungenen Sitze im Bundestag aus, denn durch Ausgleichs- und Überhangmandate kann zum einen das neue Parlament stark vergrößert werden und dadurch sind genaue Vorhersagen nur sehr schwer möglich. Auch der hohe Anteil an Briefwählern in diesem Jahr, die nicht zuletzt durch die Vorschriften wegen Corona diese Art der Stimmabgabe gewählt haben, macht exakte Prognosen schwierig. Gut möglich, dass es rechnerisch doch für eine Regierungsbildung für Rot-Rot-Grün reichen würde.
Vorausgesetzt, die Linke scheitert nicht an der 5-Prozent-Hürde und Olaf Scholz würde sich als neuer Kanzler auf eine Koalition mit der Linkspartei einlassen. Davon kann man aber nicht ausgehen, wenn man letzte Äußerungen von ihm beachtet, in denen er eine Ampel-Koalition präferieren würde.
Wer als Wähler also einen echte Aufbruch mit einer linksgerichteten Koalition aus SPD + Grüne + Linke will, der sollte sein Kreuz auch an der richtigen Stelle machen. Der SPD kann man in diesem Punkt nämlich nicht trauen, die Sozialdemokraten würden auch ohne mit der Wimper u zucken wieder mit der Union koalieren, wen dadurch die eigene Macht gesichert ist. Deshalb sollte man entweder die Grüner oder die Linken wählen.
Für Armin Laschet und die CDU könnte der morgige Abend mit dem Ergebnis zu einem echten Desaster werden. Sollte die SPD den neuen Kanzler stellen und die Union in der Opposition landen, dann ist die politische Karriere von Laschet damit beendet. Dann braucht die CDU einen neuen Vorsitzenden und dann werden sicherlich Köpfe rollen bei den Christdemokraten.
Es kann wird ein echt spannender Wahltag morgen werden. Wird Deutschland den Aufbruch zu gerechter, klimaneutraler Politik wagen oder will es ein Weiter-So mit Stillstand und Rückschritt? Das wird sich morgen Abend nach dem Schließen der Wahllokale zeigen.
Wichtig ist nur, das jeder wählen geht und sein Recht wahrnimmt, die Politik der nächsten Jahre mitzubestimmen!
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